Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz.net
Frank Gratkowski – Saxophon
Simon Nabatov – Piano
Darren Moore – Schlagzeug
Text & Fotos: Uwe Bräutigam
Köln, 14.09.2018 | Der Schlagzeuger und Elekronikmusiker Darren Moore ist selten in Europa. Sein Konzertschwerpunkt liegt in Asien und Australien. Moore, der in Schottland geboren und in Australien aufwuchs, lebt nun in Tokyo. Moore ist nach Europe gekommen als musikalischer Leiter des ‘cellF’ Projekts, des ersten neuronen-betriebenen Modular Synthesizers, der auf dem Todays Art Festival in Den Haag vorgestellt wird (Siehe: http://todaysart.nl und http://guybenary.com/work/cellf ).
Simon Nabatov traf Moore 2014 im Loft, als dieser mit dem Free Jazztrio von Tim O’Dwyer dort spielte. Letztes Jahr tourten sie gemeinsam in sechs japanischen Städten. Von dieser Tour ist gerade eine Live CD bei Leo Records erschienen. Auch Frank Gratkowski spielte bereits mit Moore in Asien zusammen. 2016 konzertierte er mit Moores Band Game of Patience in Malaysia. Aber zusammen spielen die drei Musiker nun zum ersten Mal.
Hier kommen drei enorm vielseitige Instrumentalisten und profilierte Improvisationsmusiker zusammen. Das Publikum im Loft erlebt ein Konzert gefüllt mit überraschenden musikalischen Ideen der einzelnen Musiker, die einfühlsam aufeinander bezogen zu einem spannenden Triosound zusammengeführt werden.
Mit leisen kaum hörbaren Tönen wird der Abend eröffnet. Frank Gratkowskis sehr feine Luftgeräusche am Altsaxophon treffen auf leise Beckenklänge von Darren Moore. Simon Nabatov steuert behutsam Pedalgeräusche am Flügel bei. Langsam wird das Spiel gesteigert und geht später in ein lyrisches Pianosolo über.
Während in der Improvisationsmusik oft über 20-30 Minuten am Stück gespielt wird, haben die drei Musiker sich für die kurze Form entschieden und beenden ihre Improvisationen nach fünf bis längstens zehn Minuten. Das Ende eines Stückes ergibt sich aus der Situation. Ein Gedankengang, eine Figur, ein Thema kommt zu einem Schluss und alle drei Musiker halten inne.
Frank Gratkowski spielt Altsaxophon, Bassklarinette, Klarinette und Flöte. Diese unterschiedlichen Holzbläser deuten schon die musikalische Bandbreite an. Weder gibt es ständige Redundanz, noch sind die Abläufe vorhersehbar. Im zweiten Stück eröffnet Frank Gratkowski mit sehr langen Tönen auf der Bassklarinette, dazu spielt Simon Nabatov schnelle Läufe mit der rechten Hand, während Darren Moore mit den Stöcken über die Felle seiner Trommeln schabt. Ein anderes Stück eröffnet Gratkowski mit leisen Flötentönen, begleitet von Moore mit Besen und Nabatov wirft schnelle erruptive Akkorde hinein. Dann beginnt ein lyrisches Flötensolo, dass von schrillen Tönen an den Becken konterkariert wird.
Das vierte Stück beginnt mit einem Klaviersolo mit blitzschnellen Läufen, ein wildes explosives Schlagzeug kommt dazu und ruhige Klarinettenfiguren. Es entstehen immer wieder neue Formen und Geschichten. Es kann auch manchmal hoch hergehen, überblasenes Saxophon, hartes Schlagzeug und ein Tastengewitter am Piano. Aber diese Passagen machen immer Sinn und sind kein Manierismus. Drei Musiker, die etwas zu sagen haben und es auch mit ihren Instrumenten hervorragend ausdrücken können.
Das nächste Konzert Event im LOFT mit Simon Nabatov, an dem auch Frank Gratkowski, Gerry Hemingway, Phil Minton, Marcus Schmickler und Jaap Blonck dabei sein werden findet am 7. und 8. Dezember statt:
Readings – Simon Nabatov vertont Werke russischer Literatur.