Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz.net
Eve Risser – Piano
Nicola L. Hein – Gitarre
Etienne Nillesen – extended snare drum
Text & Fotos: Uwe Bräutigam
Köln, 17.09.2018 | Die französische Pianistin Eve Risser eröffnet die kleine Konzertreihe Piano Trialogues im LOFT. Gitarrist Nicola Hein und Etienne Nillesen mit präparierter Snaredrum laden für drei Konzerte jeweils eine Pianistin ein. Eve Risser kennen die beiden Musiker gut, im September 2017 spielten zuletzt im LOFT zusammen.
Diesmal sitzen die drei Musiker*innen in einem Halbkreis und die Stühle des Publikums sind um die herum aufgestellt. Der Raum ist abgedunkelt nur Stehlampen Spots beleuchten die Musiker*innen. So entsteht eine intime Atmosphäre, die auch der Musik entspricht. Eve Risser hat den Flügel vielfältig präpariert, sie benutzt sehr selten die Tasten und nur an sehr wenigen Stellen klingen ihre Töne wie ein Piano.
Eve Risser beginnt mit einem großen Schlägel behutsam auf die Saiten des Flügels zu schlagen. Etienne Nillesen schabt mit Rohrblättern über das Fell seiner Snaredrum und Nicola Hein lässt einen Rotor über seine Gitarrensaiten drehen. Diese feine Geräusche geben die Richtung vor. Wer Nicola Hein Solo auf dem Showcase im Stadtgarten gehört hat, der hat einen Angriff auf die Trommelfelle erlebt. Noisige Improvisation mit Free Jazz Energie.
Die Musik des Trios Risser, Hein und Nillesen ist von gänzlich anderer Art. Stellenweise klingt sie, wie elektronisch erzeugte Musik. Durch den Rotor auf Heins Gitarrenseiten, Nillesens Bogenstreichen an einem Becken und Eve Rissers Manipulationen an den Saiten des Pianos entstehen immer wieder rauschende, ossilierende, manchmal wabbernde Klänge.
Eve Risser erzeugt viele ungewöhnliche Klänge, aber laute explosiv hervorbrechende Töne fehlen. So zupft sie die Klaviersaiten mit Karten, die sie rhythmisch über die Saiten hin und her bewegt einen zirkulierenden, an-und abschwellenden Klang hervorbringt oder sie hat die Hämmer so präpariert, das sie perkussiv mit dem Klavier arbeitet.
Auch Nicola Hein setzt ungewöhnliche Mittel ein, wie etwa Stahlwolle, die er über die Gitarrensaiten reibt, oder einen Holzstab mit Gewinde mit dem er seine Saiten bearbeitet. Allerdings setzt er alle Hilfsmittel eher leise und behutsam ein.
Etienne Nillesen arbeitet mit federnden Klöppeln in verschiedenen Größen, schabt mit Rohrblättern oder mit dem Becken über die Saiten und benutzt immer wieder einen Bogen, mit dem er an unterschiedlichen Stellen Töne erzeugt. Auf der Rückseite seiner Snare sind Saiten gespannt, die er zum Klingen bringt.
Die Musiker*innen haben viel Erfahrung mit freier Improvisation und gehen wunderbar aufeinander ein und konzipieren einen gemeinsamen Gruppenklang.
Sie trafen sich einen Tag vor dem Konzert und spielten miteinander. So machten sie sich mit der besonderen Ausdrucksform von Eve Risser vertraut um dann angemessen darauf zu reagieren zu können.
Die drei Musiker*innen haben hervorragend zusammengefunden, sich gegenseitig Raum gelassen und dabei einen gemeinsamen Raum kreiert.
So ist ein kohärenter Gruppensound entstanden, der sehr speziell ist und wie oben bereits erwähnt, manchmal an elektronische Musik erinnert. Ein Konzert mit vielen eindrücklichen Momenten.
Wir dürfen uns schon auf die weiteren Konzerte freuen.