Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz.net
Amit Mishra – tabla, Hindol Deb – sitar, composition, Paras Nath – flute
Matthias Muche – trombone, Sebastian Gramss – double bass, composition, Erwin Ditzner – drums + percussion
Indo-German Music Collaboration | Roots & Shoots im Loft Köln
Text & Fotos: Uwe Bräutigam
Köln, 14.12.2015 | Der Kölner Bassist Sebastian Gramss hat in Zusammenarbeit mit dem Sitarspieler Hindol Deb aus Delhi das indisch-deutsche Musikprojekt “Roots & Shoots auf den Weg gebracht.
Sechs Musiker, jeweils drei aus Indien und drei aus Deutschland spielen Musik, die aus dem Aufeinandertreffen von Jazz und klassischer indischer Musik entsteht. Nachdem die Band im November durch Indien getourt ist finden im Dezember Konzerte in Deutschland statt. Am 10.12.15 spielte “Roots and Shoots“ im Kölner Loft.
Der Name soll zeigen, dass man aus den jeweiligen musikalischen Wurzeln gespeist ist und daraus neue Sprösslinge wachsen.
Die Konzerteröffnung ist eine Überraschung. Das erste Stück ist ein jazziges Stück, in dem die Sitar, die Tabla und die indischen Flöten, im Zusammenspiel mit Bass, Posaune und Schlagzeug, zwar etwas exotisch klingen, aber sich ganz in das Jazzidiom einfügen ohne eigenständig indische Musik einzubringen.
Das ändert sich mit dem zweiten Stück, das den Titel „Karussel“ trägt. Der Titel bildet tatsächlich den Sound des Stücks ab. Paras Nath mit seinen indischen Flöten und Hindol Deps Sitar bringen mit ihren Soli nun die klassische Musik Indien erkennbar ein.
Das folgende Stück „Durga Shri“ ist einer kraftvollen indischen Göttin gewidmet, die in der Mythologie bekannt ist für ihre siegreichen Kämpfe gegen wilde Dämonen. In der Komposition lässt Hindol Deb klassische indische Musik auf zeitgenössische deutsche Musik treffen und kommentiert es so: „Entweder kommen sie zusammen oder es kommt zu einer Kollision.“
Das Stück beginnt mit einer langen Raga Passage, hat ein sehr schönes Basssolo und einen spannenden Dialog von gestopfter Posaune mit dem Schlagzeug. Von einer Kollision kann also nicht die Rede sein, Hindol Deb ist es gelungen die beiden Musiktraditionen zusammenzuführen.
Das gilt auch für die weiteren Stücke. In der Komposition “Caroline“ von Sebastian Gramss. eine Hommage an Duke Ellington, sticht besonders das Zusammenspiel von Bass und Flöte heraus.
Hindol Deb hat ein Stück mit dem Titel “Meeting The Germans“ geschrieben. Ihn hat besonders die ungewöhnliche Kombination von zwei Saiteninstrumenten (Sitar und Bass) und von zwei Blasinstrumenten (Flöte und Posaune), die er vorher noch nirgendwo gehört hat, gereizt. So hat er in seiner Komposition viel Raum für diese Duos gelassen.
Das Projekt “Roots & Shoots“ ist eine gelungene Zusammenführung von zwei sehr unterschiedlichen musikalischen Sprachen, ohne alte Klischees aus der Fusion Musik der 70er zu bedienen. Wesentlich dazu beigetragen haben neben den Komponisten der Band Hindol Deb und Gramss, die vielseitigen Musiker.
Matthias Muche an der Posaune bringt seine ganze internationale Erfahrung ein. Ebenso Erwin Ditzner, der von Krautrock über Worldmusic bis zu Jazz in allen Genres erfahren ist und sich in keine Schublade stecken lässt.
Die große Erfahrung und musikalische Bandbreite gilt auch für die indischen Musiker Amit Mishra (Tabla) und Paras Nath (Flöte), die beide aus alten indischen Musikerfamilien stammen, große Meisterschaft in der Beherrschung ihrer Instrumente besitnen sich aber auch in der zeitgenössischer Pozen und tief in der indischen Klassik verwurzelt sind, haben die Offenheit und Fähigkeit sich mit fremdem musikalischen Traditionen kreativ auseinanderzusetzen.