01/2021: Hauptpreis für LOFT 2ndFLOOR e.V. bei der 12. Spielstättenprogrammprämie NRW

von Landesmusikrat.NRW

„Ich weiß, ihr seid da“: Spielstättenprogrammprämien NRW im Stream

Es war nur ein Häuflein Menschen um Moderator Carsten Schumacher, das der Vergabe der Spielstättenprogrammprämien am Abend des 14. Januar 2021 im Kölner LOFT analog beiwohnte. Die meisten Interessierten folgten dem Geschehen an Smartphones und Notebooks. Mit der Spielstättenprogrammprämie zeichnen das Ministerium für Kultur und Wissenschaft und der Landesmusikrat NRW alljährlich kleine und mittlere Bühnen für Jazz und Popmusik aus, die regional wirksamen Bands und Nachwuchskünstlern regelmäßige Auftrittsmöglichkeiten bieten. Doch 2020 war es für Spielstätten aufgrund der coronabedingten Einschränkungen schwierig, Konzertprogramme zu organisieren. Mit Hygienekonzepten und digitalen Alternativen ist es vielen gelungen, das Musikleben auch während der Pandemie stattfinden zu lassen.

Dafür dankte Reinhard Knoll, Präsident des Landesmusikrats, den Spielstätten. Und er dankte den Hausherren. Der Verein 2ndFLOOR des Kölner LOFTs hat von Krisenanfang an auf den Stream gesetzt und die Regie permanent zu visuell abwechslungsreichen Präsentationen weiterentwickelt. An den Decken von Konzertsaal und Vorraum hängen blinkende neue Lüftungsschächte mit Absauganlagen, die die Loftbetreiber Hans-Martin Müller sowie Geschäftsführer und Programmacher Urs Benedikt Müller eigenhändig montiert haben. Die pandemische Routine kam dem kleinen Festakt zur Prämienvergabe zugute. Und seiner Musik.

Annette Maye ist Klarinettistin und Jurorin der Spielstättenprogrammprämie. In ihrem Duo Doyna bot sie diesmal den Gitarristen Johannes Behr auf und mit ihm eindrucksvolle sephardische Musik abseits des Klezmer. Das Loft wirkt unbestuhlt dreimal so groß wie in analogen Konzerten und die weit weniger trockene Akustik umgarnte die tänzerischen Rhythmen des Duos. „Es ist für mich der zweite Streaming-Auftritt“, sprach Annette Maye ihr verborgenes Publikum an, „es fühlt sich noch etwas seltsam an, aber ich weiß, ihr seid da“.

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aus dem Kölner Stadt-Anzeiger 16./17.01.2021

Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, würdigte in einem Redebeitrag die Spielstätten, die eine Prämie erhalten. Vielen Künstlern haben sie noch Auftritte ermöglicht. Doch Kaiser wies auch darauf hin, dass sehr viele Musikerinnen und Musiker gar keine Chance haben aufzutreten, und das werde noch anhalten. Das Kulturministerium lobte 2020 ein umfangreiches Stipendienprogramm aus, das immerhin 14.500 Künstlern in NRW finanziell half. Kaiser kündigte an: „Wir wollen verlässliche Partner in dieser schwierigen Zeit sein.“ Sebastian Sternal dankte als Vorsitzender des Loft-Trägervereins im Namen aller Ausgezeichneten für das Engagement des Kulturministeriums und des Landesmusikrats. Der Preis ist auch ein Spotlight an Wertschätzung, stellte Sternal heraus. “So erkennen vielleicht auch die Gemeinden noch mehr den Wert der Spielstätten in ihrer Mitte.”

Das LOFT erhält die Höchstprämie in Höhe von 25.000 Euro. 20.000 Euro gehen an den Bunker Ulmenwall (Bielefeld) und das Loch (Wuppertal), 15.000 Euro erhalten die Black Box (Münster) und das domicil (Dortmund), eine Prämie in Höhe von 10.000 Euro gilt der Jazzschmiede (Düsseldorf) und Prämien in Höhe von 5.000 Euro erhalten jeweils das Gdanska (Oberhausen), die Jazz Initiative (Dinslaken), In Situ Art Society (Bonn), der „Ort“ (Wuppertal), die GZM Klangbrücke (Aachen), der Jazzkeller (Krefeld) und der Steinbruch (Duisburg).

Die Jury bestand aus den Musikerinnen Christina Fuchs und Annette Maye, aus Kornelia Vossebein (Projektleiterin, Stadtgarten, Köln), Klaus Fiehe (Musiker und Radiomoderator) und Thomas Baerens (Referatsleiter Musik, Ministerium für Kultur und Wissenschaft). Projektleiterin ist Eva Luise Roth.

Ein weiteres Duo beschloss den Abend: Saxophonistin Christina Fuchs und Akkordeonist Florian Stadler improvisierten als Duo Flux in einem energetischen Fluss, einander Motive und Rhythmusfragmente zuwerfend, gelegentlich Raum für melodische Soloausflüge lassend, um dann wieder musikalisch kreisend zusammenzufinden – faszinierend. Damit war dann auch wieder klar, wofür die Spielstätten diese ganze Mühe eigentlich auf sich nehmen.

Robert v. Zahn

zum Beitrag auf www.lmr-nrw.de


In eigener Sache

In seiner Danksagung im Namen aller Preisträger*innen lobte Prof. Sebastian Sternal als Vertreter des Vorstands des 2ndFLOOR e. V. neben der Kulturpolitik der Stadt Köln, die durch das Kulturamt und sein Musikreferat die für die Freie Szene so wichtigen Spielstätten wie das LOFT aber auch den Stadtgarten in der Krise weiterhin fördert und damit lebensfähig erhält, ausdrücklich das Ministerium in Düsseldorf und den Landesmusikrat NRW, die durch diese Würdigung die Arbeit aller prämierten Spielstätten in ihren jeweiligen Heimatstädten und Gemeinden in einem helleren Licht erstrahlen lassen. Zuletzt rückte Prof. Sternal auch die Personen und Programm-Macher*innen hinter den Kulissen in den Mittelpunkt: “In den wenigsten Fällen sind es jedoch die Vereinsvorsitzenden, die die Hauptarbeit für das Betreiben einer Spielstätte leisten und deshalb erwähne ich jetzt hier – stellvertretend für alle anderen, die sich im letzten Jahr in den Spielstätten um die jetzt noch schwierigere Arbeit der Musikvermittlung verdient gemacht haben, indem sie den künstlerischen Betrieb planen und verantworten, unseren LOFT-Geschäftsführer und Programm-Macher Dr. Urs Benedikt Müller, der vor 3 Jahren das Tagesgeschäft übernommen hat und den Club mit großer Sensibilität und Professionalität in die Zukunft führt, sowie seine MitarbeiterInnen, besonders unsere “jungloftlerInnen”, die uns mit Enthusiasmus und Sachverstand dabei helfen, die Konzerte zu organisieren und zu betreuen.”