02/2019: Max Johnson – Second Round | Feat. Simon Nabatov und Leonard Huhn

Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz.net

Text & Fotos: Uwe Bräutigam

Köln, 12.02.2019 | Max Johnson spielt seinen Bass so, dass er nach Holz klingt und manchmal rattert. Vielleicht liegt es daran, dass er nicht nur Jazz und Improvisationsmusik, sondern auch mit einer Bluegrassband bodenständigen Country spielt.

Er lebt in New York und ist zum zweiten Mal im Kölner LOFT zu Gast. Er spielt im Trio mit Simon Nabatov am Piano und Leonard Huhn an Alt- und Sopransaxophon. Max Johnson ist für vier Wochen in Europa und nutzt die Gelegenheit mit seinem Musikerkollegen Simon Nabatov gemeinsam zu konzertieren. Johnson und Nabatov kennen sich aus New York, haben dort eine Reihe gemeinsamer Konzerte gegeben und im Dezember 2017 die vielbeachtete CD Free Reservoire mit dem Schlagzeuger Michael Sarin eingespielt.

Leonard Huhn spielt zum ersten Mal mit Max Johnson. Der Saxophonist Huhn gehört zum Kreis der kreativen Improvisationsmusiker in Köln, ist Mitglied im IMPAKT Kollektiv, initiierte das Trio Fichten, hat mit Sebastian Gramss Duke Ellingtons Far East Suite in Duofassung aufgenommen und ist in vielen weiteren Projekten aktiv.

Mit Leonard Huhns Komposition 9 wird das Konzert eröffnet. In diesem Stück zeigt sich bereits die Richtung des Konzerts. Simon Nabatov spielt rasante schnelle Läufe auf dem Flügel, geht aber auch in lyrisches Spiel über, wie aus einem Debussy Stück. Max Johnson prägt mit seinem eigenwilligen Bassspiel den Sound des Trios und Leonard Huhn spielt sein Altsaxophon mit Ecken und Kanten, aber sehr oft mit warmem lyrischem Ton.

Das Trio spielt Stücke von allen drei Musikern. Das zweite Stück Greenwwod stammt von Max Johnson. Es hat ein langes subtiles Intro, bei dem Huhn mit einer leeren Wasserflasche als Dämpfer in seinem Altsaxophon spielt und Max Johnson leise Töne mit dem Bogen spielt. Dann setzt Simon Nabatov ein und ein es entwickelt sich ein balladeskes Stück. Mit Afterwards von Nabatov wechselt die Stimmung, ein schnelles Stück, in dem Huhn Sopransaxophon spielt und Max Johnson Raum für ein langes Solo hat. Das zweite Set wird mit dem Stück She put me in a cab von Leonard Huhn eröffnet. Huhn spielt ein lyrisches Saxophonsolo gefolgt von einem langen Pianosolo Nabatovs. Anfangs streichelt dieser förmlich die Tasten seines Flügels, nimmt dann Fahrt auf und lässt das Publikum wieder über sein Spiel staunen. Auch Max Johnson spielt ein ausführliches Solo, bei dem er gegen Ende, eine Saite kräftig zupft und dem Ton Raum gibt auszuklingen bevor er den nächsten spielt. Langsam kommt dann Huhn wieder dazu. Das Stück geht in Nabatovs Intermezzo 2 über, gefolgt von Quick one von Max Johnson. In diesem Stück streicht Johnson mit dem Bogen die Saiten, entwickelt ein kleines Motiv und lässt es dann auseinanderfallen, erzeugt mit dem Bogen knarzende, schabende Geräusche und schlägt mit der Hand die Saiten schnell an, das ein Rasseln und Knattern entsteht.

Das letzte Stück Hardly obliged stammt von Simon Nabatov. Auch bei seinem Konzert mit der WDR Big Band hat er mit diesem Stück geendet. Das aufgeregt wilde Intro von Max Johnson und Leonard Huhn entwickelt eine völlig andere Dynamik als der Sound der Big Band und es ist spannend das gleiche Stück in unterschiedlicher Art zu erleben.

Auch die zweite Runde mit Max Johnson im Loft, ist wieder bereichernd und macht den Zuhörenden Freude. Das Trio Johnson, Nabatov und Huhn erforscht die Stücke neu, wagt sich über Gewohntes hinaus und bringt doch immer wieder melodische Strukturen ins Spiel.

 

Link zum Konzertbericht 2017:

http://nrwjazz.net/jazzreports/2017/Johnson_Nabatov_Schmid_Mahnig_Loft/

Link zur CD Besprechung Free Reservoir :

http://www.nrwjazz.net/jazzreports/2017/Free_Reservoir_Simon_Nabatov/