01/2019: Masterabschlusskonzert: Hindol Deb | Crossover Indische Ragas und Jazz

Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz.net

Text & Fotos: Uwe Bräutigam

Köln, 23.01.2019 | Der indische Sitarspieler Hindol Deb gibt im LOFT sein Masterkonzert. Er nennt es einen Crossover Tag. Im ersten Teil trifft Kammermusik auf nordindische Ragas und im zweiten trifft Jazz auf indische Musik. Die Zusammenarbeit mit Kölner Jazzmusikern im Jahr 2015 im Projekt Roots And Shoots unter Leitung von Sebastian Gramss brachte den indischen Sitarspieler Hindol Deb dazu an der Kölner Musikhochschule seine Musik zu vertiefen und nun macht er seinen Masterabschluss.

Der erste Teil des Abends ist ein Trio Konzert, Hindol Deb an der Sitar mit Katharina Hoffmann am Cello und Syavash Rastani an der Tombak, einer hölzernen Bechertrommel, dem Hauptperkussionsinstrument der persischen Musik.

Medieval Raga nennt Hindol Deb diesen Konzertteil, benannt nach dem Titel des ersten Stücks. Die Ragas der klassischen nordindischen Musik sind melodische Grundstrukturen, mit einer festen Tonskala. Sie sind oft den Tages- oder Jahreszeiten zugeordnet. Die Kompositionen von Hindol Deb sind so strukturiert, dass die westliche Musikerin auf die indischen Tonleitern antwortet. So entsteht ein Dialog von Cello und Sitar, der auch in ein Unisono übergehen kann. Den Rhythmus gibt der großartige persische Tombak Spieler Syavash Rastani an. Er spielt zeitweilig mit jedem einzelnen Finger auf seiner Trommel, so dass zehn Töne zur gleichen Zeit entstehen. Ein unglaublich virtuoser Spieler. In einem Stück spielt er auch auf der großen Rahmentrommel.

Die zweite Komposition Old Acquaintance basiert auf Raga Parmeshwari von Ravi Shankar. Er wird typischerweise nur von Ravi Shankar und seinen Schülern gespielt. Hindol Deb nimmt diesen Raga als Ausgangsmaterial für sein eigenes Werk. Auch hier wird eine Spannung zwischen Cello und Sitar erzeugt. Im Stück Mirrage Of A Dream ist ein besonders langes Cello-Sitar Duo enthalten. Das Cello greift das Thema auf oder umspielt es. Auch zwischen der Sitar und der Tombak Trommel entsteht eine Call and Response Passage, wo sich die beiden gegenseitig antreiben. Die Stücke sind durch die wechselnde ungraden Rhythmen sehr anspruchsvoll für die Musiker*in. Das zeigt sich auch in dem Stück Desert and Cloud, das auf einem Monsun Raga basiert und viele schwierige Taktwechsel beinhaltet. Das Trio spielt dieses Stück mit großer Leichtigkeit mit seinen vielen Schwierigkeiten.

Den zweiten Teil des Abends spielt das The Hindol Deb Quartet unter dem Titel En-hormonic-Shift. Hier hat der Sitarspieler, Clemens Orth am Klavier, Reza Askari am Bass und Antoine Duijkers an den African Drums an seiner Seite. Während Hindol Deb im ersten Teil indisch gekleidet war, wechselt er im zweiten Teil auch zu westlicher Kleidung. Es handelt sich nun um eine Jazzband, die Sitar und indische Elemente integriert. Clemens Orth eröffnet das Konzert mit einem langen Klavierintro, zu dem dann die Sitar hinzukommt und mit dem Klavier Unisono spielt, hinterlegt von Bass und African Drums. Hindol Deb singt auch bei einigen Stücken. In den Kompositionen sind verschiedene Klaviersoli, bei denen Clemens Orth herausragend spielt. Die Stücke beginnen meist etwas ruhiger, mit Gesangspartien oder Klaviereinleitungen und steigern sich dann immer mehr. Das Publikum ist begeistert von den rhythmisch und harmonisch spannenden Stücken. Neben dem virtuosen Sitarspiel von Hindol Deb ragt das Klavierspiel von Clemens Orth heraus. Die Rhythmussektion liefert dabei hervorragende Arbeit mit Reza Askari am Bass und dem großartigen African Drummer Antoine Duijkers. Der zweite Teil des Konzerts ist mitreissender Jazz, in den indische Musik mit einfließt. Hindol Deb erhält viel Beifall und Anerkennung für sein Masterabschlusskonzert im nahezu ausverkauften Loft.

Siehe Konzertbericht Roots And Shoots mit Hindol Deb 2015 im Loft:

http://nrwjazz.net/reviews/2015/rootsandshootsloft/