Am 14. März 2018 – Von Redaktion JazzZeitung In Bericht
Für die aktuelle Europa-Tournee des Marc Copland Quartetts ZENITH war nur ein Konzert in Deutschland vorgesehen, und das fand am 12. März 2018 im Kölner LOFT statt. Wieder einmal hatte sich der internationale Ruf dieser singulären Spielstätte für Jazz und Neue Musik bewährt. In drangvoller Enge erlebten mehr als 100 begeisterte Fans ein sensationelles Konzert. Der in einigen Wochen 70 werdende Pianist Marc Copland zelebrierte vollendet, wie sich aus dem anfänglichen und zwischenzeitlichen Kollektiv des Quartetts immer wieder herausschälende Duos wundersam interaktiv verständigen und erneut zusammenfinden. Für dieses kunstvolle Flechtwerk hat Copland drei Kollegen um sich geschart, die allesamt Stars der zeitgenössischen Jazzszene sind: Der Trompeter Ralph Alassi, Phil Donkin am Bass und nicht zuletzt Joey Baron an den Drums. – Von Dietrich Schlegel
Marc Copland erwies sich auch in Köln seinem Nickname entsprechend als „Whisperer“ des Jazzpianos, zumeist versunken über die Tastatur des schon legendären und für Aufnahmen weithin begehrten Steinway D-Flügels gebeugt, seinen komplexen Harmonien lauschend. Intro und Koda seiner Kompositionen gleichen Meditationen, selten enden die einzelnen Titel abrupt, wie das heute gern gepflegt wird, sondern hauchen sich kontemplativ aus, was die fast ergriffenen Zuhörer mit respektvollen Schweigesekunden honorierten. „innerVoiceJazz“, wie Copland sein eigenes Label nicht von ungefähr nennt. Aber diese Spielweise spiegelt nicht den ganzen Copland wider. Aus den lyrischen Passagen können sich nach und nach auch ganze Klangkaskaden entwickeln, berauschend und wirbelnd, sich auch im Tempo steigernd zu einem quirligen, alles mitreißenden Strom.
Ralph Alessi gleicht dem fünfzehn Jahre älteren Copland insofern, als er gleichermaßen ein Lyriker ist, ein Meister der leisen, zarten, dabei durchsichtig glasklaren Tönen, besonders beeindruckend in denn Soli, die ihm Copland mehrfach einräumt. Doch wie Copland präsentierte er sich in Köln auch als ein vitaler, virtuoser und harmonisch wagemutiger Avantgarde-Trompeter, als der er in seiner erfolgreichen eigenen Band „Baida“ und dem aktuellen Quartett „Quiver“ besticht (mit letzterer wird er im Mai auf dem Jazzfestival Moers auftreten).
Der britische Bassist Phil Donkin, mit 38 Jahren der Jüngste in der Band, sprang während Coplands Europa-Tournee für den etatmäßigen Kollegen Drew Gress ein. „Ersatz“ wäre für den Wahl-Berliner, der u. a. ein eigenes Trio mit Hayden Chisholm und Jochen Rückert bildet, eine absolut unzureichende Vokabel. In die von Copland vorgegebene weite Spannbreite fügt er sich einfühlsam ein, offensichtlich auch genießend, wenn der häufige Rhythmuswechsel das eine oder andere Mal in einen zünftig swingenden Four-Beat mündet.
Jazzfans etwas über den überragenden Drummer Joey Baron mitzuteilen, erübrigt sich. Es reicht, nur die Namen einiger seiner prominenten Mitspieler anzutippen, etwa Lee Konitz, Bill Frisell, John Taylor, Ron Carter… Sicher, er konnte seine vielfältigen Gaben in zwei ausgiebigen Soli zeigen. Aber seine eigentliche Meisterschaft liegt in der feinfühligen Abstimmung mit einem derart differenziert spielenden Pianisten wie Copland, sowohl im Duo mit ihm als auch im Ensemblespiel. Wobei auch seine jeweiligen Duette mit Alessi und Donkin besondere Hörgenüsse darstellten.
Die Vorhersage sei erlaubt, dass dieser Glücksfall eines Jazzkonzerts zu den Highlights des Jahres zählen wird.
Coplands Europa-Tournee dient zugleich der Präsentation seiner beiden jüngsten CDs: „Better By Far“ mit seinem Quartett (mit Drew Gress, Double Bass) sowie die Solo-Einspielung „Nightfall“, beides bei „innerVoice Jazz Records, NY, www.innervoicejazz.com; beide Platten fanden im LOFT reißenden Absatz.