Das LOFT

„Hier wird der Jazz nach vorn gedacht“  (Ulrich Stock, Zeit Magazin 32/2017)

Deutscher Jazzpreis: Club des Jahres 2021 & 2023

Im September 2019 wurde das LOFT in Köln 30 Jahre alt, und das ist für einen als Ein-Mann-Betrieb initiierten und geführten Ort (2017 fand der Generationswechsel statt) dieser Qualität und Ausstrahlung ein wahrhaft biblisches Alter. Die eigentliche Gründung des LOFT fand schon im Jahr 1986 statt, und zwar im gleichen Monat wie die Eröffnung der Kölner Philharmonie und des Konzertraumes im Stadtgarten. Direkt neben der Musikhochschule in der geschichtsträchtigen Straße „Unter Krahnenbäumen“ mietete der Flötist des WDR Sinfonieorchesters und damalige Dozent der Kölner Musikhochschule Hans Martin Müller eine ehemalige Werkstatt, die sein Arbeitsraum und ein Freiraum für Musik im Besonderen sein sollte. Die Lage war ideal, jedoch fühlten sich Nachbarn durch die Aktivitäten gestört, z.B. der Maler Sigmar Polke, der sein Domizil über dem Raum hatte, und durch eine Abfindung den ersten Mietvertrag des LOFT beendete.

Konzertsaal im LOFT Ende der 1980er

Nach intensiver Suche wurde daraufhin die Etage in der Wissmannstr. 30 gefunden, die als Nachmieter des Fotografen Josef Snobl 1987 erst gemietet und im Jahr 1989 gekauft wurde. Nach umfangreichen Ausbau- und Umbauarbeiten begannen schon 1988 die ersten Proben und Konzerte – das Datum für den regelmäßigen Konzertbetrieb ist jedoch der September 1989, denn in diesem Monat wurde der erste Steinway Flügel „in Betrieb“ genommen, und seitdem finden in der ehemaligen Parfümfabrik in der Wissmannstr. 30 regelmäßig Konzerte statt, früher auch Ausstellungen mit bildender Kunst.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Fabriketage zu einem geschätzten Aufführungsort für improvisierte Musik, zeitgenössische Musik und Jazz mit nationaler und internationaler Ausstrahlung. Die meisten Kölner Jazzmusiker*innen, die in den letzten 30 Jahren national und international in Erscheinung getreten sind, haben ihre ersten Karriereschritte im LOFT gemacht, stellvertretend seien hier nur Nils Wogram, Hayden Chisholm, Angelika Niescier, Florian Weber, Frank Gratkowski, Paolo Alvares, Philipp Zoubek, Robert Landfermann, Pablo Held, Jonas Burgwinkel und Sebastian Sternal genannt.

Auch die „Neue Musik“ fand im LOFT einen geeigneten Konzertort, zudem hatte die Kölner Gesellschaft für Neue Musik (KGNM) 24 Jahren ihren Sitz im gleichen Gebäude und veranstaltete zahlreiche Werkstätten und Konzerte. So hielten Komponisten wie z.B. Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Luciano Berio oder Dieter Schnebel Vorträge oder besuchten Aufführungen ihrer Werke. Die Kölner Triennale und der DLF veranstalten hier Konzerte und Aufnahmen, das Moerser Festival hat das LOFT und seine Szene zu 5 Projekten eingeladen, der eigene Verlag 2ndFLOOR fördert punktuell Musiker mit der Veröffentlichung von Aufnahmen, und zahlreiche Aufnahmen von Live-Konzerten und Produktionen sind auf anderen Labels veröffentlicht. Der Verein 2ndFLOOR e.V. unterstützt seit 2004 die Aktivitäten des LOFTs, so dass im Jahr 2023 über 220 Veranstaltungen stattfinden konnten.

221 im Jahr 2023
190 im Jahr 2022
137 im Jahr 2021 (mit und ohne Publikum, inkl. livestreams)
106 im Jahr 2020 (Corona-bedingte Einschränkungen)
230 im Jahr 2019 (im letzen Jahr mit Spielbetrieb ohne Corona-bedingte Einschränkungen).
214 im Jahr 2018
204 im Jahr 2017
175 im Jahr 2016
190 im Jahr 2015


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Im Corona-Jahr 2020 wurde bereits wenige Tage nach Einsetzten der Veranstaltungsverbote der erste livestream aus einem deutschen Jazzclub gesendet, über 46 weitere livestreams und 63 Konzert vor Publikum folgten bis Jahresende – für diese Leistung wurde das LOFT bei der Verleihung der Spielstättenprogrammprämie NRW durch den Landesmusikrat & das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW im Januar 2021 mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.

Durch seine besondere Atmosphäre angezogen haben zahlreiche bekannte Musiker*innen aus dem In – und Ausland gastiert, der Schwerpunkt der Konzerttätigkeit liegt jedoch auf der Förderung der Kölner Szene durch die Bereitstellung dieser außergewöhnlichen Infrastruktur. Der im Jahr 1993 gekaufte Steinway D-Flügel vergrößerte die Attraktivität, schon 1989 hatte Pi-hsien Chen das gesamte Klavierwerk von Arnold Schönberg aufgeführt, 1994 spielte Paulo Alvares das gesamte Klavierwerk von Mauricio Kagel und war auch an der Aufführung des gesamten Klavierwerkes von Karlheinz Stockhausens im Rahmen der Triennale 1997 beteiligt, an der auch Majella Stockhausen, Herbert Henk und Pi hsien Chen in Anwesenheit des Komponisten mitwirkten. Prominente MusikerInnen wie Adam Nussbaum, Alexander von Schlippenbach, Angelika Niescier, Anna Webber, Barre Phillips, Barry Guy, Ben Monder, Ben Wendel, Billy Hart, Bobby Previte, Carl Stone, Christopher Dell, Dave Bargeron, Dave Douglas, Dave Liebman, Ernst Reijseger, Evan Parker, Fred Frith, Han Bennink, Ingrid Laubrock, Jim Black, Kurt Rosenwinkel, Lee Konitz, Mal Waldron, Manfred Schoof, Marilyn Crispell, Mark Turner, Matthew Shipp, Michel Ducret, Michel Godard, Misha Mengelberg, Paul Lovens, Peter Brötzmann, Peter Evans, Ray Anderson, Rebekka Bakken, Theo Bleckmann, Tim Berne, Phil Minton, Steve Lacy, Steve Swallow, Simon Nabatov, Wolfang Muthspiel u.v.a. waren zu hören, die Gästeliste ist ein „who is who“ in der Welt der improvisierten Musik und des Jazz, und aus diesem Grund war und ist der Ort nicht nur ein offener Raum für erste Gehversuche, Experimente oder Produktionen der Kölner Szene, sondern er bietet den Zuhörern immer wieder den Genuß international bekannte Musiker und Gruppen.

„…es ist eigentlich ganz und gar undenkbar, einen unabhängigen Ort für zeitgenössischen und futuristischen Jazz zu schaffen, ihn so musiker- und publikumsfreundlich zu gestalten, dass man fast vollständig auf Werbung verzichten kann und selbst die Großen der Szene geduldig auf freie Spieltermine warten, und das über Jahrzehnte durchzuhalten.“  Felix Klopotek, Stadtrevue 09/2014

Im Jahr 2000 wurde der Konzertraum umgebaut und vergrößert und die vorhandenen Möglichkeiten noch einmal vor allem akustisch verbessert.

Der Konzertsaal seit dem Umbau 2000

Die ausgezeichnete Qualität des Studios, von Ansgar Ballhorn aufgebaut und von Wolfgang Stach, Stefan Deistler und Christian Heck weitergeführt, ist neben dem ausgezeichneten Konzertflügel, dem wohl einzigen in seiner Qualität in einem deutschen Club, ein weiterer Grund für den Erfolg des LOFTs. Unzählige Live-Mitschnitte und Studioproduktionen sind auf CD veröffentlicht oder gesendet worde, mehrfach wurden die Produktionen ausgezeichnet, z.B. mit dem ECHO-Jazz und dem Vierteljahrespreise der deutschen Schallplattenkritik.

Im Jahr 2006 fand zum ersten Mal die Verleihung des Horst und Gretl Will Stipendiums, des Jazz Preises der Stadt Köln, im LOFT statt. Die meisten Preisträger*innen haben ihre ersten Konzerte in Köln im LOFT gegeben und zum Teil auch ihre ersten CD’s hier produziert, in so fern also ein konsequenter Schritt, die Preisverleihung hier zu platzieren.
Seit 2011 findet die Preisverleihung im Stadtgarten statt, da das LOFT aufgrund von Brandschutzauflagen vorübergehend nicht zur Verfügung stand.

Die Semesterabschlusskonzerte der Jazz/Pop Abteilung der Kölner Musikhochschule sowie zahlreiche Examenskonzerte der Studierenden sind ein Beleg für den engen Kontakt zur Kölner Musikhochschule. Auch mit der Rheinischen Musikschule bestand eine jahrelange Zusammenarbeit, mit vielen Konzerten der Jazzabteilung der Rheinischen Musikschule oder deren Abteilung für Improvisation.
Daneben steht das LOFT anderen Nutzern zur Verfügung, in den letzten 30 Jahren haben Vereine wie die Kölner Gesellschaft für Neue Musik, der Klang Köln e.V., die Arbeitgemeinschaft für freie Musik, Drang Klang, der Jazz am Rhein e.V. und andere Vereine oder Veranstalter die Räume für Konzerte oder Vorträge nutzen können.

„Dass ein non-profit-Konzertort von solcher Bedeutung überhaupt existiert, ist ein Ereignis.“
Sound of #urbanana 2018

Im Jahr 2011 stand die Weiterführung des Konzertbetriebes im LOFT wieder einmal in Frage,  Brandschutzauflagen gefährdeten das Weiterbestehen des Ortes. Mit einem vom Bassisten Robert Landfermann im Stadtgarten veranstalteten Solidaritätskonzert bekräftigten sowohl Publikum als auch Musiker*innen (u.A.  auch mit 12.000,-€uro eingesammelten Spenden) die Bedeutung des Ortes für den Musikstandort Köln und so konnten im Herbst 2012 auch mit Hilfe des Kölner Kulturamts und der Politik die nötigen Brandschutzauflagen mit dem Bau einer aufwendigen Außentreppe erfüllt werden und der Weiterbestand war gesichert.

LOFT, Köln, Club des Jahres, Spielstätte des Jahres, Deutscher JazzpreisDie Stadtrevue schreibt: „…längst hat das LOFT Weltruhm erspielt. Das Urteil ist kaum übertrieben: Die puristische Kontinuität, mit der hier auf Non-Profit-Basis und allein angetrieben vom Enthusiasmus des Veranstalters und der Musiker Woche für Woche die wichtigsten Musiker des zeitgenössischen Jazz und der Neuen Musik vorgestellt werden, findet man nicht in Berlin, nicht in Paris, nicht in Tokyo.“ (2010)

Anfang 2016 wurde das LOFT vom Britischen Guardian in eine Liste mit 10 der besten Jazzclubs Europas aufgenommen:
„10 of the best jazz clubs in Europe“
(Adam McCulloch, the guardian, 02/2016)

Im Juni 2021 wurde das LOFT im Rahmen des neu-ausgelobten und durch Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters verliehen Deutsche Jazzpreises von den über 1.300 Mitgliedern der Deutschen Jazzunion (UDJ) zum Club des Jahres gewählt.

Im Jahr 2022 wurde das LOFT von der Liste der wählbaren Clubs für den Deutschen Jazzpreis gestrichen.

Im Jahr 2023 war das LOFT im Rahmen des Deutschen Jazzpreises für die UDJ-Mitglieder wieder wählbar, und wurde im April 2023 zum zweiten Mal als Club/Spielstätte des Jahres ausgezeichnet.

Seit 2024 ist die Spielstätte-Kategorie beim Deutschen Jazzpreis entfallen.


zuletzt bearbeitet: 03/2024