1853 lernte der junge Johannes Brahms die bereits erfolgreichen Clara und Robert Schumann kennen, man schätzte sich künstlerisch und es entwickelte sich eine intensive Freundschaft. Auch Hayden Chisholm und Gareth Lubbe kennen sich seit vielen Jahren, auf ihrem gemeinsamen Weg fanden sie musikalische Freunde die sich ergänzten, überkreuzten und so überraschende Wege und neue künstlerische Möglichkeiten eröffneten. Seit 2009 programmieren und organisieren die beiden Freunde und Brüder im Geiste das PLUSHMUSIC Festival im LOFT, und auch bei dieser IX. Ausgabe schlagen sie Brücken von klassischer Musik hin zu frei improvisierter Musik, Jazz und Weltmusik.
Im April 2018 fand das 3-tägige Festival unter dem Motto VIII: Trending East zum letzten Mal statt, nach 4-jähriger Pause öffnet das LOFT in den letzten April-Tagen 2022 nun unter dem Motto „die IX. Brücke“ wieder die Türen für eine Auswahl einzigartiger Künstler*innen. Es erwarten Sie drei Abende „unter Freunden“ von damals und heute, gefüllt mit hochkarätiger Kammermusik voll pulsierender Schwingungen und musikalischer Geschichte.
zu den Konzertankündigungen:
Eintritt: 15,-€ / 8,-€ pro Abend
gefördert von:
die Künstler*innen:
Johanna Borchert – Piano & Gesang
Im September 2014 erschien Johanna Borcherts erstes Song-Album FM Biography – BR5 erklärte es zum „Meisterwerk der leisen Töne“, das Hamburger Abendblatt nannte die Platte „epochal“ und die Süddeutsche Zeitung hörte „einen neuen Klangkosmos voller harmonisch ausgependelter Gegensätze.“ Im April 2022 erscheint nun ihr neuestes Werk Amniotic (Fruchtwasser), ein Konzeptalbum, welches während ihrer zweiten Schwangerschaft entstand. Neun Songs über neun Monate im Bauch der Mutter: “wie von allein sind Gedanken zum Thema aus dem kreativen Unterbewusstsein aufgetaucht und Songtexte gesprudelt.” Heraus kam eine Sammlung intensiver Songs und atmosphärischer Improvisationen, die klangvoll um das Geheimnis des Lebens vor, während und unmittelbar nach der Geburt kreisen. Johanna präsentiert Amniotic am Donnerstag den 28. April live beim PLUSHMUSIC-Festival im LOFT.
Ernst Reijseger – Cello
Im April 1990 spielte der niederländische Cellist Ernst Reijseger sein erstes Konzert im LOFT zusammen mit Georg Graewe und Gerry Hemingway: was für ein Erlebnis ihn zu hören und zu sehen, und was für eine einmalige Karriere hat er – schon damals ein international bekannter Musiker – gemacht. An über 200 CD-Produktionen hat er mitgewirkt, seit Jahren schreibt und musiziert er die Musik zu den Filmen von Werner Herzog, ob zusammen mit dem Star-Cellisten Yo-Yo Ma im Amsterdamer Concertgebouw oder bei moers-Festival-Gründer Burkhard Hennen privat im Hof in Repelen: Ernst live zu erleben ist immer ein Ereignis, dass man nicht so schnell vergisst, ein Musiker, der seine ganz eigene, unverwechselbare Sprache gefunden hat und trotzdem ein großartiger Kommunikator ist. Diese Art des Musizierens passt natürlich perfekt zu PLUSHMUSIC und macht seine Teilnahme in der schon großartig besetzten Streicherriege bei diesem Festival zu einem besonderen Highlight.
“Ich bin ein Nicht-Repertoire-Cellist, der einen nicht-traditionellen Weg geht. Schon als ich sehr jung war, inspirierte mich Musik aus der ganzen Welt. Ich habe intuitiv auf eine Art und Weise gespielt, die man später als Improvisation bezeichnet hat. Obwohl ich immer an der traditionellen Cellotechnik interessiert war und das Cellorepertoire kannte, habe ich mir das Spielen und Komponieren mehr und mehr selbst beigebracht und ich habe immer mit Musikern zusammengearbeitet, die aus verschiedenen Traditionen stammen.“
Boris Brovtsyn – Violine
Boris Brovtsyn hat sich als einer der profundesten und vielseitigsten Musiker seiner Generation etabliert. Nach seinem Abschluss am Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium gab er sein Debüt im Vereinigten Königreich mit den BBC Philharmonics und unterrichtete von 2010 bis 2016 an der Guildhall School of Music and Drama. Er ist in der ganzen Welt sowohl als Konzertsolist als auch als Kammermusiker gefragt. Sein Repertoire umfasst über fünfzig Violinkonzerte und Hunderte von Kammermusikwerken, von denen er einige uraufgeführt hat. Er ist regelmäßiger Gast bei der Kammermusikreihe Les Grands Interpretes in Genf und bei Spectrum Concerts Berlin, wo er seit 2008 in jeder Saison aufgetreten ist. Seine Einspielung von Schubert- und Schönberg-Kammermusikwerken mit Janine Jansen wurde mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet, das Brahms-Klarinettenquintett mit Martin Fröst wurde für den Gramophone Award nominiert.
Susanne Szambelan – Cello
Susanne Szambelan debütierte im Alter von 15 Jahren mit dem Sinfonieorchester der Stadt Kaunas, es folgten zahlreiche Soloauftritte in ganz Europa. Im Jahr 2014 zog sie nach Berlin, wo sie ihr Bachelor- und Masterstudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Prof. Stephan Forck und Prof. Claudio Bohorquez mit höchster Auszeichnung abschloss. Ihre große Leidenschaft für die Kammermusik führte zur Zusammenarbeit mit Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Hope oder Noah Bendix-Balgley, und zu häufigen Auftritten mit der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker. Susanne trat bei Festivals wie dem Krzyżowa-Music Festival, dem Zermatt-Festival und dem Santander Festival auf. Aktuell ist sie Stipendiatin der Villa Musica Rheinland-Pfalz. Ihre Solo- und Kammermusikauftritte wurden unter anderem auf ARTE Concert und Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt.
Max Baillie – Violine
Der deutsch-britische Geiger und Bratschist Max Baillie ist Absolvent der Yehudi Menuhin School, der Universität Cambridge und der Universität der Künste Berlin, und ist im In- und Ausland ein gefragter Solist, Kammermusiker und Orchesterleiter. Zu seinen Lehrer*innen zählen Natasha Boyarsky, Itzhak Rashkovsky und Ivry Gitlis. Er hat mit Künstler*innen wie Steve Reich, Björk, John Williams, Bobby McFerrin und vielen anderen zusammengearbeitet. Als regelmäßiger Gastdirigent des Schweizer Kammerorchesters CHAARTS tourte er mit Künstlern wie Mischa Maisky und Fazil Say durch die Schweiz, Deutschland und China und hat Aufnahmen für SONY und Berlin Classics gemacht, dazu nimmt er regelmäßig an Kammermusikfestivals in der ganzen Welt teil (SoNoRo, Purbeck International Chamber Music Festival, West Wycombe Chamber Music Festival uvw).
Hanna Heinmaa – Piano
Die gebürtige Estin Hanna Heinmaa wurde bereits als Schüleren mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. 1994 mit dem ersten Preis beim Nationalen Klavierwettbewerb in Estland und 1996 mit dem 3.Preis beim Eurovision Wettbewerb in Lissabon. Von 2001-2004 war sie Stipendiatin des Live-Musik-Now Vereins und im März 2004 Stipendiatin des Ensemble Modern. Als Solistin und Kammermusikerin ist sie bereits überall in Europa aufgetretn, noch heute konzertiert sie regelmäßig mit dem Ensemble Modern. Hanna ist Dozentin an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Goran Krivokapić – Gitarre
Seine technische Virtuosität und seine charakteristische Interpretation des alten und neuen Repertoires machen Goran Krivokapić zu einem der weltweit führenden Gitarristen und Kammermusiker. Mit 14 Jahren gewann er in Belgrad seinen ersten internationalen Gitarrenwettbewerb, 18 weitere internationale Preise folgten bis heute. Er hat auf der ganzen Welt in den renommiertesten Häusern wie dem Concertgebouw in Amsterdam, dem Tschaikowsky-Saal in Moskau, dem Palais Lubkowitz in Wien, dem Auditorio Conde Duque in Madrid und der St. Petersburger Philharmonie konzertiert, inklusive regelmäßiger Berichterstattung in z.B. WDR, BBC, Hessischer Rundfunk, Bayerischer Rundfunk, SWR2, Classic FM, ABC Classic und TV Arte. Er ist Professor für Gitarre an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Sebastian Gramss – Bass
Sebastian Gramss ist Bassvirtuose und Komponist in den Bereichen des Jazz und der zeitgenössischen Musik. Er studierte am Conservatorium van Amsterdam und an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, und hat bis heute mehr als 25 CDs unter seinem Namen veröffentlicht. Gramss komponierte für Hörspiel, Film und Theater und – unter anderem – für die Choreografin Pina Bausch, und zuletzt mit/für das Ensemble Modern. Er wurde 2013 und 2018 mit dem ECHO Jazz (Instrumentalist des Jahres) ausgezeichnet, für den Ende April 2022 zum 2. Mal verliehenen Deutschen Jazzpreis ist Gramss als Spitzenreiter in insgesamt vier Kategorien nominiert.
Emilia Golos & Zuza Jasińska:
Emilia Golos & Zuza Jasińska lernten sich während ihrer gemeinsamen Zeit in Warschau kennen und setzten ihre musikalische Freundschaft auch fort, nachdem sie beide nach Deutschland gezogen waren. Da Worte für sie ein wichtiges Medium sind, ziehen sie für ihre überwiegend improvisierten Stücke meist eigene Texte als Ausgangspunkt heran, den kreativen Prozess und die intimen Gespräche betrachten sie als verlängerte Version des Miteinander-Redens. Zuza studiert Gesang am Jazz-Insitut Berlin und gehört zur aktuellen Besetzung des Bundesjazzorchesters, Emilia studiert Klavier an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Die Kuratoren:
Gareth Lubbe – Viola
Der in Südafrika geborene Violist und Obertonsänger Gareth Lubbe präsentiert sich sowohl als Solist als auch Kammermusiker auf Bühnen internationaler Festivals und als Dozent auf Meisterkursen in Europa, Afrika, Amerika sowie Asien. Ehemals Solobratschist des Gewandhausorchester Leipzig, leitet Gareth derzeit als Professor für Viola eine internationale Klasse an der Folkwang Universität der Künste in Essen.
Als Obertonsänger konzertiert und gibt er Workshops auf der ganzen Welt. Vielzählig wurden Werke für Lubbes Obertongesang geschrieben. Seine Stimme ist in Film, Fernsehen, Radio und sogar Computerspielen zu erleben. 1994 hatte er die Ehre, bei der Amtseinführung des Präsidenten Nelson Mandela zu spielen.
Er ist Vorstandsmitglied von „Community H.E.A.R.T” (Health, Education and Reconstruction Training), eine Initiative des südafrikanischen Freiheitskämpfers Denis Goldberg. Im Jahre 2019 wurde Gareth Lubbe zum internationalen Botschafter seines sozialen Projektes “Denis Goldberg House of Hope” in Kapstadt berufen.
Hayden Chisholm – Saxophon
Wenn man einen Ort wie das LOFT betreibt ist es eine wunderbare Erfahrung, die Karriere von Musiker*innen über einen langen Zeitraum zu verfolgen und miterleben zu können. Und so wird Hayden Chisholm schon seit seinen ersten Tagen 1995 in Köln im LOFT gesehen und geschätzt, denn sein Lehrer Frank Gratkowski machte uns sofort auf ihn aufmerksam. Seitdem hat er im LOFT unzählige Konzerte gespielt und veranstaltet (hier hatte er immer eine wild card), neben seiner internationalen Karriere fand er stets Zeit und hatte Lust, Projekte im LOFT zu verwirklichen – unvergessen z.B. seine Konzerte Egyptian Book of the Dead oder 100 years Bloomsday, wo er sowohl sein Talent als ausgezeichneter Rezitator aber auch als Dudelsackspieler unter Beweis stellte. Was Hayden in die Hand nimmt, wird zu Musik – ob mit den Afro Lounge Brothers, mit dem unvergessenen John Taylor oder bei seinem Konzertexamen in der Aula der Musikhochschule für Musik und Tanz (das war wie: John Cage trifft Paul Desmond): stets umgibt ihn eine Aura, die „außerhalb der Gewohnheit“ ist. Immer wieder machte er das Publikum mit phantastischen Musiker*innen bekannt, und so war und ist er immer wieder von unschätzbarem Wert für die künstlerische Entwicklung des Programmes im LOFT.
Danke Hayden!