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Pascal Niggenkemper Trio

Montag 30. März 2009 - 20:30

Pascal Niggenkemper – bass
Robin Verheyen – saxophones
Tyshawn Sorey – drums


Das „Pascal Niggenkemper Trio“ in eine bestimmte Kategorie einzuordnen scheint schwierig, da sich die Musik immer wieder in neue verschiedenartige Klangräume vorwagt. Die drei Musiker – ohne Klischees kommunizierend – lassen sich auf einen fesselnden Dialog ein. Pascals Kompositionen erwachsen aus vielerlei Einflüssen: sie verbinden das europäische Musikerbe des 20. Jahrhunderts sowie europäische Improvisation mit dem aktuellen Zeitgeist des Lebens im kulturellen „Melting Pot“, in der Jazzhauptstadt New York. Das „Pascal Niggenkemper Trio“ bietet ein Programm, welches einen Bogen spannt von Eigenkompositionen – frei und offen interpretiert – bis hin zu Improvisationen, die dagegen Formen von durchkomponierten Stücken annehmen. Das Resultat ist energetisch, packend und poetisch zugleich.

Der amerikanische Multi-Instrumentalist und Komponist Tyshawn Sorey, 1980 in Newark, NJ geboren, musizierte mit vielen der führenden Musiker der kreativen New-Yorker und europäischen Jazz-Szene, wie zum Beispiel Mischa Mengelberg, Wadada Leo Smith, Steve Coleman, Dave Douglas, Anthony Baxton, Muhal Richard Abrams, Marc Ribot, John Zorn, David Maxwell, Vijay Iyer, Pete Robbins, Werner Klausnitzer u. a.
www.myspace.com/tyshawnsorey

Robin Verheyen wurde mit dem belgilschen „Django D’Or“ 2008 ausgezeichnet.
www.robinverheyen.be

www.pascalniggenkemper.com

Kritik anlässlich des Konzertes beim Konstanzer Jazzherbst:
Thurgauer Zeitung vom Mittwoch, 29. Oktober 2008, Ressort Kultur

Knapp am Infarkt vorbei
Am Konstanzer Jazzherbst verblüffte Bassist Pascal Niggenkemper mit seinem Trio. Zwischen Hard Bop und Modern Jazz lotete es die Grenzen des Jazzorbits gnadenlos aus.
Konstanz – Dieser Mann ist ein Berg: Schwarz und geschmeidig setzt Tyshawn Sorey seine weit über 100 Kilogramm auf den Schlagzeugstuhl, beginnt rhythmisch mit seinen schwarzen Turnschuhen auf der Fussmaschine seiner Hi-Hat zu tänzeln, ehe er richtiggehend detoniert. Sorey ist mehr als Pascal Niggenkempers kongenialer Sideman – er ist schlicht eine musikalische Naturgewalt.
Der Bandleader selbst wirkt derweil auf der Bühne des Kulturzentrums am Münster in Konstanz so gelassen wie einer, der die Gewissheit in sich trägt, mit seinen mitgebrachten Kompositionen und seinen Mitmusikern schlicht nicht scheitern zu können. Genüsslich liebkost er erst seinen Stehbass, um ihn später mit mehr und mehr physischer Hand- und Fingermechanik zu malträtieren.
Quälend und brodelnd sind die Laute, die er seinem Ungetüm immer wieder entlockt, treibend die Rhythmen, die im Saal hin und her branden und schlicht artistisch die frei improvisierten Ausflüge des 30-Jährigen.
Kluge Soli
Zwischen Hard Bop und Modern Jazz hat der einheimische Bassist und Komponist seine Songs angelegt, die in ihrer finiten Form aber immer Raum für eruptive Ausbrüche der drei Musiker lassen.
Als Erster des Abends entlädt sich der belgische Saxofonist Robin Verheyen. Jener, der bereits mit Branford Marsalis oder Roy Hargrove die Bühne teilte, will an diesem Abend von Neobop so gar nichts wissen und bläst so unerhört inspiriert in sein Tenorsaxofon, als ob er um sein musikalisches Leben ringen würde. Verheyen lässt bei seinen wilden Ergüsse den Blick für die Schönheit des Ganzen ausser Acht, sondern fügt seine Top-Tones (Flageoletts) immer wieder in die klug arrangierten Songstrukturen.
Erbarmungslose Entladung
Überhaupt ist Niggenkempers Trio immer dann am besten, wenn es die Grenzen des Klangschönen zugunsten puren Ausdrucks verlässt. Beim Schlussstück «Okay» beispielsweise baut das Trio über Minuten hinweg einen solch ungeheuerlichen Spannungsbogen auf, dass die erbarmungslose Entladung schliesslich wie eine heilsame Erlösung wirkt.
Noch einmal verlässt dabei der Mann hinter der Trommelburg, Tyshawn Sorey, seine bequeme Grundposition und wuchtet über seine Burg, als wollte er sie in Schutt und Asche legen. Der 28 Jahre junge, in New York lebende Schlagzeuger ist einer jener Musiker, deren Vita man besonders im Auge behalten sollte. Ob mit Händen oder mit allerlei verschiedenen Schlagstöcken, ob zärtlich wie ein Liebender oder unbarmherzig wie ein Rasender, stets trägt Sorey die Quintessenz des Jazz – pure Leidenschaft – in den Händen.
Zwei weitere Doppelkonzerte
Diesen Donnerstag wartet der Jazzherbst Konstanz an seinem dritten Abend mit einem Doppelkonzert im K9 in der ehemaligen Paulskirche auf. Gespannt darf man das Konzert des Norwegers Håkon Kornstad erwarten, der als einer der innovativsten und aufregendsten Tenorsaxofonisten Europas gilt.
Ebenfalls zu hören ist an diesem Abend das Vera Kappeler Trio. Beschlossen wird der Konstanzer Jazzherbst am Freitagabend mit einem Doppelkonzert im Stadttheater. Am Start sind die Formationen K-Space sowie Adrian Mears New Orleans Hardbop.
MICHAEL HASLER