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EROL

Freitag 5. Februar 2010 - 20:30

Jan Gerdes – Klavier
Thomas Andritschke – Elektronik
Daniel Agi – Flöte


Düsseldorf 2004: Der Konzertpianist Jan Gerdes und der Elektronikkünstler Thomas Andritschke lernten sich in der Düsseldorfer Clubszene kennen und entdeckten ihre gemeinsame Leidenschaft für elektronische Musik jenseits der Neuen Musik. Traditionelle Klavierklänge treffen auf elektronische Sounds der Clubkultur und werden gesampled, gelooped, bis zur Unkenntlichkeit verfremdet, bleiben manchmal als `Inseln` zwischen technoiden Blöcken, oft zart und poetisch, dann wieder verstörend und pulsierend. Es entsteht ein Geflecht aus Klaviermusik und knarzenden, wabernden, drivenden Beats, teils ganz still, teils rhythmisch treibend, von klassischen Anspielungen über die experimentellen Spielarten der neuen Musik, über Jazzartiges bis hin zu Klängen der DJ- Kultur. 2009 begann durch die Zusammenarbeit mit dem Flötisten Daniel Agi nun ein weiterer Ansatz, instrumentale Musik zwischen
Improvisation und Spielformen der Neuen Musik auf elektronische Klänge der Club- Avantgarde prallen zu lassen. Der Konzertpianist Jan Gerdes und der Elektronikkünstler Thomas Andritschke lernten sich in der Düsseldorfer Clubszene kennen und entdeckten ihre gemeinsame Leidenschaft für elektronische Musik jenseits der Neuen Musik. Im Herbst 2004 traf man sich in einer Düsseldorfer Altbauwohnung und begann mit einem Steinway& Sons, einem Laptop, einem alten Beyer-Dynamik Mikrophon, diversen Piezo-Elementen sowie einem Haufen Kabeln an einer Klangwelt zwischen Klavier und Elektronik zu experimentieren. Einige Monate später war das Projekt `EROL` geboren. Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Instrumentarium um selbst umgebaute Toy-Pianos, Melodika, Crackle-Box, selbstgebastelte Effektgeräte sowie diverse Haushaltsgegenstände, die den Innenraum des Klaviers als bizarren Klangraum erschließen. Neben Duo-Auftritten in Konzerthäusern wie Haus der Berliner Festspiele, Oetkerhalle Bielefeld, Festivals wie dem „Vierwaende kunst“ Festival, Festival Diagonale, Sozialpalast Münster und verschiedenen anderen Kunsträumen arbeitet `EROL? Darüber hinaus mit Schauspielern und bildenden Künstlern an interdisziplinären Projekten im Bereich Theatermusik, Performance. (z.B. `4.48 Psychose` am Nationaltheater Mannheim 2008, `Kassandra` am Mousonturm Frankfurt 2008). In der Zusammenarbeit mit Filmemachern und Regisseuren wie Beate Jensen und dem Dokumentarfilmer Kay Gerdes entstanden eine Reihe von Musiken zu veröffentlichten Dokumentar- bzw. Kurzfilmen (NDR 2005/2006/2008) In Improvisationsprojekten mit Gastinstrumentalisten wie z.B. Sidney Corbett(E- Gitarre), Lisa Lammel( Violine) lotet `EROL` die Klangwelten zwischen Neuer Musik und avantgardistischer Clubmusik aus, wobei die Grenzen zwischen komponierten und improvisierten Elementen fließend sein können.

Jan Gerdes studierte Klavier und Schlagzeug an der Musikhochschule Hannover, wo er 1989 mit dem Diplom in den Fächern Klavier und Klavierpädagogik abschloß. Anschließend setzte er seine Klavierstudien bei Nerine Barrett und in der Klasse von Renate Kretschmar- Fischer an der Musikhochschule Detmold fort, an der er 1993 seine künstlerische Reifeprüfung ablegte. Im Anschluß daran folgte eine mehrjährige Dozententätigkeit an demselben Institut. Weitere einflussreiche Lehrer für ihn waren James Tocco, Edith Picht- Axenfeld, Halina Czerny- Stefanska und Anatol Ugorski. Der mehrfach ausgezeichnete deutsche Pianist konzertierte solistisch als auch kammermusikalisch in Deutschland, Benelux, Frankreich, Österreich, Schweiz, Schweden, Brasilien und Südkorea. Jan Gerdes trat im Rahmen des Schleswig- Holstein- Musik- Festivals, Westfälischen Musikfestes, Gaudeamuswoche Rotterdam, der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt, Centre Acanthes Metz, der Stockhausen- Kurse, Haller Bachtage, in der Münchner Philharmonie, Kölner Philharmonie, Berliner Konzerthaus, Wiener Konzerthaus, Freiburger Konzerthaus, Tonhalle Düsseldorf, Philharmonie Essen sowie in der Alten Oper Frankfurt auf. Er machte CD-, Fernseh- und Rundfunkaufnahmen für den NDR, WDR, MDR, HR, RB,ORF, Deutschland Radio Berlin sowie beim Label Ambitus. 2008 erschien seine Solo- CD `Gelände/Zeichnung` mit Werken von Jörg Widmann, Sidney Corbett, Philipp Maintz, Bernfried Pröve und Peter Gahn bei Edition Zeitklang . Schon früh errang Jan Gerdes Aufmerksamkeit durch seine besondere Affinität zur Neuen Musik, als er 1994 den 1. Preis beim `Wettbewerb für zeitgenössische Musik Weimar` mit Werken von Ligeti, Stockhausen und Rihm gewann. So hat ihn, neben der Pflege des klassischen Repertoires, die künstlerische Begegnung mit renommierten Komponisten wie Karl- Heinz Stockhausen, Peter Ruzicka,  Wolfgang Rihm, Klaus Huber, Giselher Klebe, Jörg Widmann, Pascal Dusapin, Martin Christoph Redel, Philipp Maintz, deren Werke er nach persönlicher Zusammenarbeit mit ihnen (ur-)aufführte, nachhaltig geprägt. Jüngst schrieben die Komponisten Markus Bongartz und Sidney Corbett an neuen Klaviersolowerken, die 2008 von Gerdes uraufgeführt wurden. 2009 erfolgten Uraufführungen von Werken Peter Gahns sowie Marcus Antonius Wesselmanns. Durch seine Dozententätigkeit an der Musikhochschule Detmold mit dem Schwerpunkt zeitgenössisches Lied konnte Gerdes seine Literaturkenntnisse auf weiteren Feldern der Neuen Musik ausbauen. Als Pianist des `Ensemble Horizonte` erhielt Gerdes Einladungen zu weiteren Spitzen-ensembles für Neue Musik wie dem Ensemble Modern, Ensemble Insomnio Utrecht und Ensemble Resonanz.
Weitere Grenzbereiche der Neuen Musik wie Improvisation und Live- Elektronik rücken in letzter Zeit verstärkt in das Blickfeld seiner Arbeit.
Sein jüngstes Projekt `solosymphonie- productions` gemeinsam mit dem Schauspieler Michael Fuchs beschäftigt sich mit der Verbindung von notierter, improvisierter Musik und theatralen, szenischen Elementen, die sich zu interdisziplinären Gesamtwerken entwickeln. Das hieraus entstandene erste Stück: `4.48 Psychose`- eine Konfrontation des gleichnamigen Stückes der englischen Dramatikerin Sarah Kane mit zeitgenössischer notierter und improvisierter Musik, wurde im Mai 2008 am Nationaltheater Mannheim als Premiere herausgebracht. Als Pianist zwischen Klassik und Avantgarde kontrastiert Jan Gerdes in seinen Soloprogrammen gern Werke der Traditionelle mit Stücken zeitgenössischer Literatur. Durch eine dramaturgisch und thematisch gut durchdachte Gegenüberstellung dieser scheinbar unterschiedlichen Welten werden Hörgewohnheiten aufgebrochen,Trennendes wird sichtbar, Verbindendes spürbar. Durch kurze Moderationen zu den Werken erweckt Gerdes die Neugier und das Verständnis des Publikums für Neue Musik. Gerdes ist außerdem Co- Kurator des Klavierfestivals `Tasten`, das seit 2008 jährlich in Düsseldorf in Kooperation mit anderen Städten stattfindet. Thomas Andritschke wuchs in Süddeutschland auf und kam früh mit der elektronischen Musik der 70`/80 Jahre von Klaus Schulze und Kraftwerk in Berührung, die große Faszination auf ihn ausübte. Das Interesse am Basteln und Experimentieren mit Tonbandgeräten, Mikrophonen und anderen elektronischen Klangerzeugern bewog ihn unter anderem zu einem Studium der Elektrotechnik in Ulm und München. Die seit Anfang der 90`er Jahre entstehende Techno-Kultur prägte nachhaltig seine weitere musikalisch-ästhetische Ausrichtung. Parallel dazu lieferte die sich explosionsartig entwickelnde Computertechnologie phantastische Möglichkeiten des Experimentierens mit elektronischen Sounds. Gemeinsam mit DJ`s, Soundtüftlern und Webdesignern gründete Andritschke daher das `Digitale Kollektiv`, in dem neue audiovisuelle Kunstformen entwickelt und untersucht werden. Als Graphik- und Webdesigner ist er neben seiner musikalischen Arbeit auch im illustrativen Bereich tätig und hat hier in diversen Medien veröffentlicht( z.B. Gestalten-Verlag ). Im Bereich Video entstanden mehrere veröffentlichte Kunst/Musik- Videos für MTV, Funkstörung und K7! In den letzten Jahren widmet er sich mehr und mehr der künstlerischen Begegnung der digitalen mit den Facetten der analogen Musikwelt, was sich in der Gründung der Künstlergruppe `Musik21` manifestierte, in der Komponisten, Musiker, Elektroniker, Schauspieler und bildende Künstler zusammengeschlossen sind. In dem Konzertpianisten Jan Gerdes fand er schließlich seinen kongenialen Widerpart für diese künstlerische Auseinandersetzung, die in dem Klavier/Elektronik Duo `EROL` mündete.

Daniel Agi, geboren 1979 in Mashta-Azaar, Syrien, studierte Flöte in Köln und Freiburg bei Hans – Martin Müller und Robert Aitken. Er war erster Flötist in verschiedenen Jugend- und Studentenorchestern. In der Spielzeit 2004/2005 spielte er im Orchester der Duisburger Philharmoniker. Konzertreisen führten ihn unter anderem nach Korea, China, Kuwait, Portugal und Litauen. Agi setzt sich besonders für die Aufführung Neuer Musik ein. Ständige Uraufführungen neuer Werke mit seinem Freiburger Ensemble für Neue Musik, „ensemble chronophonie“, sowie Gastauftritte, etwa beim niederländischen Insomnio Ensemble oder Cras, belegen dies. Sein großes Interesse innerhalb der Musik Grenzen zu überschreiten und sich auch außerhalb der in seiner klassischen Ausbildung vermittelten Ästhetik zu bewegen zeigt sich etwa in der Zusammenarbeit mit der Chansonsängerin Esther Fellner, mit der er eine CD eingespielt hat, dem Video- und Klangkünstler Wojciech Kosma und der Band um den Klarinettisten Claudio Puntin, Sepiasonic.
Das klassische Repertoire pflegt er vor allem mit Trio Contrejour, aber auch im Duo mit dem Berliner Pianisten und Komponisten Andreas Wolter und vielen verschiedenen anderen Kammermusikformationen und Orchestern, etwa der Sinfonietta Köln. 2006/2007 war Agi Stipendiat der Internationalen Ensemble Modern Akademie, die er mit einem Master abschloß.

www.Daniel-Agi.de.