jungesloft: IMPAKT Kollektiv Köln und EVE RISSER
Eve Risser – p, toys, electr., Angelika Sheridan – fl., Leonhard Huhn – sax., Stefan Schönegg – bass, Etienne Nillesen – drum
Es sind fünf sehr zurückhaltende Personen, die für das zweite Konzert der Reihe „Impakt – 3 Generationen“ aufeinander treffen. Jedenfalls klingt es zunächst so, wenn Eve Risser, die aus Paris eingeladene Pianistin, mit den vier Musikern des Impakt Kollektivs improvisiert. Das Ensemble gestaltet umsichtig eine gemeinsame Dramaturgie aus Texturen, jeder steuert wenige, aber präzise gespielte Elemente dazu bei: Risser zupft perkussiv die Saiten des Flügels, Angelika Sheridan und Leonhard Huhn erzeugen zischelnde Luftgeräusche auf Flöte und Saxophon. Dazwischen Rascheln von Etienne Nillesen am Schlagzeug und das fast tonloses Fiepsen des Kontrabass, gespielt von Stefan Schönegg.
Es bleibt leise, reduziert – das Ensemble lässt die dynamischen Zustände und Ideen lange wirken. Dies zeugt von hoher improvisatorischer Professionalität, denn die Versuchung ist groß, bei vollkommener Freiheit alle klanglichen Möglichkeiten gleichzeitig nutzen zu wollen.
Das Publikum hat so die Möglichkeit, sich einzuhören in die abstrakten Klänge. Risser gelingt dabei eine ausgewogene Balance, die Texturen sind so reduziert, wie möglich und so dicht, wie nötig, um die Aufmerksamkeit zu halten. Vermutlich ist deshalb das Entstehen eines Tonclusters im zweiten Stück eine kleine auditive Sensation. Sheridan löst sich von der grundierenden Flatterzunge und bildet mit Huhn ein tonales Duo. Vorsichtig mäandrieren die beiden durch Reibung und Auflösung. Schönegg und Risser folgen, es bauen sich Akkorde auf, das Ensemble klingt nun fast wie ein einziges improvisierendes Harmonium. Einzelne Melodieausbrüche schaffen Fixpunkte für die Aufmerksamkeit inmitten der Fläche.
Im Verlauf des Konzerts geben Risser und ihre Mitmusiker dann doch ihre Zurückhaltung auf – zumindest zeitweise. Kräftige Geräuschpassagen und energiereiche Texturen sowie virtuose Melodieketten kommen vor, sind allerdings nur Ausbrüche aus der umsichtig-konzentrierten Arbeit an den Texturen. Richtig laut wird es dabei nie, aber trotzdem dynamisch höchst facettenreich. Die Improvisationen sind feinfühlig zart, manchmal kraftvoll und schrill, immer sehr reduziert und mit einer großen Bandbreite an tonalen und geräuschhaften Sounds gespielt.
Risser lotet mit den Musikern von Impakt vor allem Texturen und die Möglichkeiten der Dichte musikalischer Elemente aus. Ihnen gelingt ein frei improvisiertes Konzert mit einer klaren musikalischen Sprache und zugänglicher Präsentation.
© Luis Reichard 2015