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Dejan Terzić Axiom – Silent Dancer

Donnerstag 18. November 2021 - 20:30

Chris Speed – Tenorsaxophon
Bojan Z – Piano
Matt Penman – Bass
Dejan Terzić – Schlagzeug & Perkussion


Das Konzert wird vor Publikum stattfinden, weitere Informationen zu Konzerten während der Corona-Pandemie finden Sie hier, Informationen zu den Preisen, Karten-Reservierungen und den Öffnungszeiten hier.

Chris Speed, Bojan Z, Matt Penman, Dejan Terzić
© Elisa Caldana

Silent Dancer ist das zweite CAM JAZZ-Album des preisgekrönten serbischstämmigen Schlagzeugers Dejan Terzić und seiner Stammband Axiom. Wie schon auf dem Vorgänger Prometheus mischt Terzic amerikanischen Jazz mit europäischen Folk-Formen und anderen modernen Klängen und erzeugt so einen Sound, der sich dem einfachen Vergleich entzieht, aber das Adjektiv… Axiomatisch.
Zu Terzić gesellen sich erneut der Saxophonist Chris Speed, einer der bewundernswertesten Instrumentalisten der gegenwärtigen Szene, der Pianist Bojan Zulfikarpašić, der selbst ein erfahrener Leader ist, und der Bassist Matt Penman, dessen Arbeit über Verlässlichkeit hinausgeht. Gemeinsam setzen sie Terzićs unverwechselbare Kompositionen in einem Stil um, der einzigartig und sofort wiedererkennbar ist.

http://dejanterzic.com

Bei Gruppen, die von Schlagzeugern geleitet werden, geht es manchmal nur um das Schlagzeug. Hier dreht sich alles um die Musik. Silent Dancer wird Sie vom ersten Stück an mitreißen.
Brian Morton

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Wenn Musik wieder zum Abenteuer wird … Funf Jahre ist es her, dass der Berliner Drummer Dejan Terzić mit „Prometheus“ das erste Album seiner hochkaratig besetzten Band Axiom veroffentlichte. Hochste Zeit fur einen Nachfolger. Doch als er diesen in Angriff nahm, ahnte niemand, dass beim zweiten Streich alles ganz anders werden wurde.

Es liest sich wie eine Wildwest-Geschichte mitten in Europa. Zunachst begann alles ganz normal. Terzić hatte neues Material geschrieben und trommelte seine Magnificant Four aus allen Ecken der Welt zusammen. Pianist Bojan Zulfikarpašić (auf seinen eigenen Einspielungen besser bekannt als Bojan Z.) reiste aus Frankreich an, Saxofonist Chris Speed aus Kalifornien und Bassist Matt Penman aus New York. Man probte das Material, freute sich daruber, dass der alte Bandgeist sich sogar noch verfestigt hatte, und ging auf Tour. Ein paar Konzerte in Deutschland machten den Anfang, von da aus ging es ins bosnische Banja Luka, Terzićs Geburtsstadt. Das war im Marz 2020. Deja-vu? Einen Gig spater ereilte die Band dann ein Anruf, dass ihre Konzerttermine in Italien abgesagt waren, weil ein bis dato unbekanntes Virus unter dem euphemistischen Namen Corona zugeschlagen hatte. Im italienischen Udine sollte aber das neue Album eingespielt werden. Was tun? Konnte der Bandleader unter den gegebenen Umstanden verantworten, seine Bandmitglieder an einen Corona-Hotspot zu fuhren? Man fasste sich ein Herz, stieg in Budapest in einen vollig leeren Flieger und setzte in ein ebenfalls menschenleeres Venedig uber, von wo es nach Udine weiterging.

Im Studio fuhlte sich zunachst alles ganz normal an, und doch war es keine normale Session, denn im Angesicht des drohenden Sterbens ringsum spielte die Viererbande buchstablich um ihr Leben. Eine Intensitat, die sich ohne Umwege in die Musik ubersetzt. Aufgrund der ausgefallenen Gigs konnte man sich in der Klausur des Studios mehr Zeit lassen als zunachst veranschlagt, doch der Weg zuruck aus Italien war abermals abenteuerlich. Einfach so ruber nach Ljubljana ging nicht. Man musste mit einem Bus bis an die slowenische Grenze fahren, zu Fus ruber ins Nachbarland und dort von einem anderen Bus abgeholt werden. „Wie zu Zeiten des eisernen Vorhangs“, lacht Terzić mit einigem Abstand. Einmal mehr schlagt die Kunst der aktuellen Politik ein Schnippchen.

Müsste man die Einspielungen auf „Silent Dancer“ unter ein Motto stellen, ware es wohl Spielkultur. Im Fokus aller Beteiligten bleibt immer das Ganze, und doch wird intuitiv jedes Detail, jede noch so winzige Nuance bis zur Vollkommenheit ausformuliert. Die Musiker von Axiom sind einander sehr wesensverwandt. Vier Supervirtuosen mit mehr individuellen Erfahrungen im Tornister, als sich an dieser Stelle auffuhren liesen, die ausnahmslos mit jedem My ihrer Selbstwahrnehmung im Dienste der Musik stehen. Der Schlagzeuger spricht in diesem Kontext treffend von einem gemeinsamen existenziellen Drang. Jeder Song erzahlt seine eigene Story, dessen Spannkraft ausnahmslos auf einer gesunden Mischung aus Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit beruht. Auch wenn die Wohnorte der Musiker Tausende von Kilometern auseinander liegen, ist Axiom kein singulares Projekt, sondern eine feste Band. Aus dem Ineinandergreifen der Intentionen und Spielhaltungen ergibt sich ein gemeinsames Habitat, innerhalb dessen Grenzenlosigkeit man sich absolute Freiheit gonnen kann. Der Drummer hebt noch eine weitere Gemeinsamkeit hervor, die auf den ersten Blick wie ein Zufall anmutet, auf den zweiten jedoch anhand der vier Personlichkeiten alles andere als zufallig ist. „Ein verbindendes Element besteht darin, dass wir alle mit Nils Wogram gespielt haben. Er ist im Grunde unser größter gemeinsamer Nenner.“
Womit wir bei einem weiteren wesentlichen Punkt dieser Einspielung waren. Die Besetzung hat fur Dejan Terzić etwas sehr Autobiografisches. Bojan Zulfikarpašić kennt er seit fruhester Jugend. Sein Onkel war der Musiklehrer des spateren Pianisten, der damals wiederum mit Terzićs Cousin in einer Band spielte. Man mochte einander, verlor sich irgendwann aus den Augen, weil es den Einen nach Frankreich verschlug und der Andere in Deutschland lebte, bis sich die separaten Wege unweigerlich wieder kreuzten und man beschloss, etwas Gemeinsames auf die Beine zu stellen. Der Spirit der gemeinsamen Jugenderfahrung ist immer noch spurbar. Chris Speed horte Terzić zum ersten Mal, als dieser in den 1990er Jahren kurze Zeit in Nurnberg lebte, wo Terzić seit 1989 zuhause war. Fur einige Wochen teilten sie sich sogar eine Wohnung. Nach einem Konzert von Speed mit dessen Alter Ego Jim Black in einem kleinen Nurnberger Club jener Tage erklarte der Saxofonist, er spiele nur mit Freunden. Diese Maxime sollte sich Terzić tief einbrennen und kommt auch auf „Silent Dancer“ (der Albumtitel bezieht sich auf seine Tochter Nea) zum Tragen. Ab 2002 nahmen Terzić und Speed mehrere Platten mit ihrer Band Underground auf. Matt Penman wiederum lernte er kennen, als er zu verschiedenen Gelegenheiten in Nils Wograms Band Root 70 einsprang. Zwischen dem Drummer und dem Bassisten entspann sich eine feste spielerische Beziehung, die das elastische Grundgerust fur Axiom bildet. Die Innigkeit, mit der die vier Musiker hier miteinander verbunden sind, erinnert an eine Rockband, bei der es mehr auf den Gesamtsound ankommt als auf die Einzelleistungen. „In dieser Band gibt es keine Sidemen. Ich mag das Konzept von Sidemen und Leader sowieso nicht besonders. Egal, was jeder von uns in anderen Projekten macht, hat Axiom einen Sound, den sonst keine andere Band hat.“

Dieser Zusammenhalt ist umso wichtiger, als die Stucke auf „Silent Dancer“ extrem unterschiedlich sind. Das Grundkonzept der meisten Stucke beruht auf Ideen, die sich an die Minimal Music im Geiste von Steve Reich bis Brandt Brauer Frick anlehnen, doch die gelebte improvisatorische Ausgestaltung tragt die einzelnen Songs in ganz unterschiedliche Richtungen, Dichtegrade und Aggregatzustande davon. Von Gelassenheit bis Wut, vom fast unhorbar wachsenden Gras bis zur Wucht eines Vulkanausbruchs ist im diversifizierten Minimalismus von Axiom fur jedes Gefuhl Platz. Aus einer Riesenauswahl von neuem Material suchte Terzić bewusst jene Stucke fur die Einspielung aus, die so unterschiedlich wie moglich anmuten, wohl wissend, dass sie von der Band in dieser Konstellation zu einem Ganzen geformt werden.

Womoglich ware Silent Dancer unter anderen auseren Umstanden ein ganz anderes Album geworden. Aber wer weis das schon?! So oder so ist die Platte ein eindringliches Statement von der Kraft der Kunst in einer Gesellschaft am Limit, die nicht nur Perspektiven offnet, sondern sich ungeachtet aller auseren Hindernisse manifestieren kann, stark und unbeirrbar.
Wolf Kampmann Berlin im Marz 2021


Chris Speed – tenor saxophone
Bojan Z – piano
Matt Penman – bass
Dejan Terzić – drums & percussion

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Silent Dancer is the second CAM JAZZ album by award-winning Serbian-born drummer Dejan Terzić and his regular band Axiom. As on its predecessor Prometheus Terzic blends American jazz with European folk forms and other modern sounds, producing a sound that defies easy comparison but claims the adjective… Axiomatic.
Joining Terzić again are saxophonist Chris Speed, one of the most admired instrumentalists on the present scene, pianist Bojan Zulfikarpašić, who is himself a seasoned leader, and bassist Matt Penman, whose work goes beyond dependability. Together they realise Terzić’s distinctive compositions in a style that is unique and instantly recognisable.

Drummer-led groups are sometimes all about the drums. This one is all about the music. Silent Dancer will transport you from the very opening track.
Brian Morton