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Roger Hanschel – Solo

Montag 12. September 2011 - 20:30

Roger Hanschel – as., ss.


„Rogers Musik erinnert mich in Haltung und thematischer Umsetzung  an die bildnerische Arbeit des deutschen Maler-Giganten Gerhard Richter: es gibt nur wenige Musiker, die mit derart vollkommener Material- und Instrumentalbeherrschung sich einem kompositorischen Thema nähern und dieses in beinahe nüchterner Konsequenz und Klarheit kompositorisch wie improvisatorisch ausarbeiten – und am Ende dennoch zarte Poesie und Schönheit erreichen. Für mich ist das Wunder und logische Konsequenz zugleich einer einzigartigen und grossen Kunst“   
Heinrich von Kalnein, Graz

1989 hat Roger Hanschel zum ersten Mal ein Saxofon-Solo-Programm erarbeitet, auf dem Sopranino. Wer die Aufnahme des damals 25-Jährigen aus der Distanz von über 20 Jahren hört, der wird einiges von dem entdecken, was den Musiker Roger Hanschel von heute auszeichnet: eine stupende Technik und Virtuosität, eine persönliche melodische Handschrift und eine nie zu versiegen scheinende Quelle musikalischer Einfälle. Doch dann hat Hanschel dieses Kapitel vorerst geschlossen und das Abenteuer unbegleitetes Saxofon-Solo-Spiel ruhen lassen. Wahrscheinlich deshalb, um als Musiker und Mensch zu reifen, um in verschiedenen Besetzungen und musikalischen Zusammenhängen zu lernen, um auf „kreative“ Wanderschaft zu gehen. Denn nur wer als Mensch gefestigt ist und sich als Musiker zur Persönlichkeit entwickelt hat, der kann auch das Wagnis Solomusik in Angriff nehmen.

Jetzt also, im Jahr 2011, greift Roger Hanschel den Faden noch einmal auf, den er 22 Jahre zuvor beiseite gelegt hat. Diesmal ist es tatsächlich sein „Hauptinstrument“, das Altsaxofon, das er für die Aufnahmen seiner rund 60-minütigen Solo-Exkursionen spielt. Virtuosität ist bei ihm kein etüdenhaftes Kabinettstückchen. Vielmehr gibt ihm seine Instrumentenbeherrschung erst die Möglichkeit an die Hand, den Fluss seiner Ideen zu steuern und seinen musikalischen Kosmos zum Leben zu erwecken. Faszinierend, wie sein Ton auf dem Altsaxofon selbst in höchsten Lagen immer noch scharf und klar ist. Berauschend, wie Hanschel mit Zirkularatmung und digitalem Equipment mehrstimmige, weite Klangräume erzeugt, wie er seine Musik nur durch das Stauchen von Tonhöhen emotionalisiert, wie er den musikalischen Prozess dynamisch breit anlegt, von ganz leise bis ganz laut.

Roger Hanschels Solo-Musik zeichnet aber vor allem eines aus: dass der Gegensatz von Komposition und Improvisation aufgehoben ist. Für ihn sind es die sprichwörtlichen zwei Seiten einer Medaille, mit ihm als Mittler und Medium zwischen den Extremen. Das Eine ergibt sich aus dem Anderen: Ein Stück notierte Musik kann bei Hanschel zum Impuls für ein weit vom Ursprung wegführendes Solospiel werden; so wie er mit seiner Improvisationsmusik auch Formen, rhythmische Muster und harmonische Strukturen so klingen lassen kann, als wären sie komponiert. Damit folgt er der ursprünglichen Bedeutung des spirituellen Lebensprinzips „Karma“: von Ursache und Wirkung, bis ins Unendliche fortgeführt.
Martin Laurentius, Köln