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READINGS // Simon Nabatov vertont Werke russischer Literatur – Tag 1
Friday 7. December 2018 - 20:30
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Jaap Blonk – Stimme
Phil Minton – Stimme
Frank Gratkowski – Saxophon
Marcus Schmickler – Elektronik
Simon Nabatov – Piano, Komposition
Gerry Hemingway – Schlagzeug
Sowohl am 7. als auch am 8. Dezember werden beide Readings aufgeführt.
Die Konzerte beginnen jeweils pünktlich um 20:30 Uhr !
Nach Abschluss seiner „Russischen Trilogie“ im Jahr 2004 kehrt der Pianist und Komponist Simon Nabatov nach längerer Pause zu seiner Vorliebe zurück: der Verknüpfung von Texten aus der russischen Literatur mit seiner eigenen Musikwelt.
Das Programm besteht aus 2 neuen Kompositionen: „Gileya revisited“ und „Die Reiterarmee“.
Mitwirkende Musiker
Zwei der bedeutendsten improvisierenden Gesang-und-Sprachkünstlern der Gegenwart sind dabei. Bei „Gileya revisited“ – „READING I“ ist es Jaap Blonk, der begnadete Stimmkünstler aus den Niederlanden, der fundierte Kenntnisse von Linguistik und Semantik mit improvisierter Musik bestens zu verbinden versteht. Die Texte von „Der Reiterarmee“ – „READING II“ werden vom unnachahmlichen britischen Sänger und Improvisator Phil Minton interpretiert. Frank Gratkowski, einer der interessantesten und wichtigsten Saxofon- und Klarinettenspieler seiner Generation in Europa. Marcus Schmickler, vielseitiger Meister der elektronischen Musik, der sowohl als Komponist großer Werke sowie als Performer im Bereich improvisierter Musik inzwischen weltweit bekannt ist. Simon Nabatov, Pianist und Komponist, der nun seit 30 Jahren in Köln lebt und seitdem in den Bereichen Jazz, improvisierter und experimenteller Musik wirkt. Gerry Hemingway, legendärer amerikanischer Schlagzeuger, der seit vier‚ Jahrzehnten in unzähligen Bands und Projekten Musikgeschichte mitschreibt.
READING I
„Gileya revisited“ beschäftigt sich mit Phänomen des russischen Futurismus der 1910er Jahre. Als Ausgangspunkt dienen Texten von Velimir Khlebnikov, Aleksei Kruchenykh, Vasily Kamensky, David Burlyuk und Vladimir Mayakovsky – den wichtigsten Mitgliedern der Literaturgruppe „Gileya“. Die Gruppe gilt als die erste und radikalste von den vier damals existierenden Gruppierungen der Futuristen. Der von ihr angekündigte Kampf gegen Tradition und Banalität, ihre Experimentierfreudigkeit bis hin zu Skandalevents, die semantischen Innovationen – all dies hat die weitere Entwicklung russischer Literatur und Poesie des 20ten Jahrhundert nachhaltig beeinflusst.
READING II
„Die Reiterarmee“ basiert auf dem gleichnamigen Frühwerk des Schriftstellers Isaak Babel. Die Grausamkeiten des Soldatendaseins, die Zerstörung der Individualität durch Ideologie – und viele andere Aspekte – sind Hauptthemen dieser Kurzerzählungen. Der durch kommunistische Propaganda geprägte Isaak Babel wurde im Jahr 1920 als Journalist zu einer berühmten Einheit der Reiterarmee abkommandiert und beobachtete dabei Schrecken und Unmenschlichkeit, die er mit der Vision einer „neuen, besseren Welt“ nicht in Einklang bringen konnte. Diese langsame Metamorphose Babels vom Idealisten zum desillusionierten, aus innerer Entfernung handelnden Beobachter, bildet wie bei Babel auch den inhaltlichen Kern von Nabatovs Vertonung.
Jaap Blonk (geboren 1953 in Woerden, Holland
ist Komponist, Dichter, Musiker und Performer. Er studierte zunächst Physik, Mathematik und Musikwissenschaft, brach diese Ausbildung später jedoch ab. Anfang der 80er Jahre entdeckte er sein stimmliches Potential, zunächst beim Rezitieren von Gedichten, dann beim Improvisieren und bei der Aufführung eigener Vokalkompositionen. Fast zwanzig Jahre lang blieb die Stimme sein Hauptmittel beim Entdecken und Erforschen neuer Klänge. Um das Jahr 2000 begann Blonk auch Elektronik in seine Arbeit mit einzubeziehen. 2006 begann er mit der Erforschung der Möglichkeiten algorithmischer Komposition für die Schöpfung von Musik, visueller Animation und Poesie. Auftritte führten Jaap Blonk durch alle Kontinente der Welt. Neben seinen Soloperformances arbeitete er mit verschiedensten Musikern und Ensembles aus dem Bereich zeitgenössischer und improvisierter Musik wie u.a. Maja Ratkje, Carl Ludwig Hübsch, Ute Wassermann, David Moss, Joan La Barbara, The Ex und dem Netherlands Wind Ensemble. Zu Blonks Schaffen für Radio und Fernsehen gehören mehrere Auftragsarbeiten im Hörspielbereich: neulich „Wovon man nicht sprechen kann” für WDR 3. Seine eigene Partituren entwickelten sich allmählich zu freien Zeichnungen, die er in Ausstellungen zeigt.
Phil Minton (b. 2 November 1940, Torquay, United Kingdom)
is a jazz/free-improvising vocalist and trumpeter. Minton is a highly dramatic baritone who tends to specialize in literary texts: he has sung lyrics by William Blake with Mike Westbrook’s group, Daniil Kharms and Joseph Brodsky with Simon Nabatov, and extracts from James Joyce’s Finnegans Wake with his own ensemble. He even once participated in a Jimi Hendrix tribute project, belting out the lyrics in particular over-the-top fashion. Between 1987 and 1993 Minton toured Europe, North America and Russia with Lindsay Cooper’s Oh Moscow ensemble. He is perhaps best known, however, for his completely free-form work, which involves extended techniques that can be as unsettling as they can be mesmerising. Minton‘s most frequent improvising companions are the pianist Veryan Weston, and the drummer Roger Turner, but over the years he has worked with most of the improvising musicians in the European scene. Unlike some fi rst-generation free improvisers, he has also become a frequent participant in the electroacoustic improvisation scene.
Frank Gratkowski
ist ein in Berlin lebender freischaffender Saxofonist, Klarinettist, Flötist, Improvisator und Komponist. Er studierte an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, an welcher er seit über 20 Jahren unterrichtet. Frank Gratkowski veröffentlichte mehr als 30 CDs unter seinem Namen und ist auf vielen weiteren als „sideman“ zu hören. Seine musikalische Spannbreite ist sehr vielschichtig und beinhaltet u.A. experimentelle Musik, Jazz, improvisierte Musik, Neue Musik, Rock und Elektronische Musik. Er konzertiert weltweit von Solo bis Orchestermusik und komponiert für verschiedene Ensembles, in letzter Zeit mit einem Fokus auf Mikrotonalität. Seine Hauptprojekte sind zu Zeit: „Artikulationen“ (Solo), „Artikularionen E“ (Solo und 8 Kanal Live Elektronik), „Z-Country Paradise“, „Frank Gratkowski Quartet“, „Instant Songs“ Duo, Trio „Kaufmann/Gratkowski/DeJoode“, und „Fo[u]r Alto“ (Mikrotonale Musik für 4 Altsaxophone).
Marcus Schmickler, Jahrgang 1968,
studierte Komposition bei Prof. Johannes Fritsch und Elektronische Musik bei Prof. Hans-Ulrich Humpert an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln sowie Musikwissenschaft an der Universität Köln. In seinen Arbeiten erforscht Schmickler erweiterte Methoden zur Komposition von wahrnehmungsspezifi schen Eigenheiten im Klang und deren Spatialisierung. Seit 1990 entstanden zahlreiche Kompositionen Elektronischer Musik, teilweise mit Chor, Kammerensemble und Orchester. 1995 war er Mitinitiator des Labels und Schallplattenladens a-Musik sowie des DJ-Kollektivs Brüsseler Platz-10a-Musik. Zwischen 2004 und 2009 arbeitete er an Theaterinszenierungen, vor allem am Nationaltheater Weimar. 2013 brachte das Ensemble musikFabrik unter Leitung von Enno Poppe Schmickler’s Komposition Kemp Echoes in der Kölner Philharmonie zur Uraufführung. Er betreibt das Piethopraxis Tonstudio in Köln, wo die meisten seiner Arbeiten entstehen sowie Kompositionen für zum Teil preisgekrönte Filme und Hörspiele. Seit 2015 lehrt er Hybrid Sound Komposition und seit 2017 Mediale Zeitformen im Masterstudiengang Klang und Realität am Institut Für Musik Und Medien der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf.
Simon Nabatov wurde 1959 in Moskau geboren, studierte am Moskauer Konservatorium und setzte nach der Emigration seiner Familie nach New York 1979 dort seine Ausbildung an der Juilliard School of Music fort. Seine Aktivitäten umfassen Jazz, improvisierte, experimentelle und Weltmusik. Der Pianist wurde 1987 mit dem Förderpreis „National Endowment for the Arts“, Washington, D.C. ausgezeichnet. 1989 wurde er zum Preisträger der ersten „Martial Solal International Jazz Piano Competition“ in Paris. Simon Nabatov hat sich als international renommierter Spieler in Soloarbeiten sowie in zahlreichen Kollaborationen längst einen Namen gemacht, u.a. in kontinuierlicher Zusammenarbeit in Duos mit Steve Lacy, Nils Wogram, Matthias Schubert, Tom Rainey, Ernst Reijseger, Gareth Lubbe und Hayden Chisholm; in Quartetts von Ray Anderson, Arthur Blythe, Perry Robinson, Nils Wogram und Matthias Schubert. Seine aktuellen Bands umfassen das Simon Nabatov Trio mit Stefan Schönegg und Dominik Mahnig, das «Trio Braz» mit André de Cayres und Rodrigo Villalón, das Trio «Luminous» mit Barry Guy und Gerry Hemingway, sowie das Simon Nabatov «String Trio» mit Gareth Lubbe und Ben Davis. Seine aktuellen Soloprogramme beschäftigen sich mit brasilianischer Musik, sowie mit den Stücken von Herbie Nichols und Thelonious Monk. Nabatov hat bei zahlreichen Festivalauftritten, Konzerttourneen, Rundfunk- Produktionen und Workshops in über 60 Ländern der Welt mitgewirkt. Zudem ist er auf über 70 CD’s zu hören; darunter sind ca. 30 Veröffentlichungen unter eigenem Namen.
Gerry Hemingway
has been making a living as a composer and performer of solo and ensemble music since 1974. He has led a number of quartets and quintets since the mid 80’s. He enjoys ongoing collaborations with Mark Helias and Ray Anderson (BassDrumBone), Georg Graewe and Ernst Reijseger, the WHO trio, as well as numerous duo projects. Mr. Hemingway is a Guggenheim fellow and has received numerous commissions for chamber and orchestral work including “Terrains”, a concerto for percussionist and orchestra. He is well known for his eleven years in the Anthony Braxton Quartet. His many collaborations with some of the world’s most outstanding improvisers and composers include Evan Parker, Cecil Taylor, Mark Dresser, Anthony Davis, George Lewis, Derek Bailey, Leo Smith, Oliver Lake, Kenny Wheeler, Frank Gratkowski, Michael Moore and many others. He currently lives in Switzerland having joined the faculty of the Hochschule Luzern in 2009.
Die Konzerte werden gefördert durch: