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Nils Wograms NOSTALGIA feat. Florian Ross & Dejan Terzic CD Präsentation „Affinity“
Mittwoch 16. Januar 2008 - 20:30
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Nils Wogram – trb
Florian Ross – B3 Hammond Orgel
Dejan Terzik – drums
Die Zukunft beginnt gestern. „Affinity“ ist ein verführerisches Bekenntnis zu dieser Einsicht. Nils Wogram vereint in seiner künstlerischen Persönlichkeit den unbeschwerten Jazz-Visionär und den verklärten Romantiker. Mit Nostalgia kann er diese beiden Seiten seiner Persönlichkeit überzeugend in Einklang bringen. Dabei geht ihm jede Wehmut ab. Wenn Wogram sich auf Nostalgie beruft, fehlt im jenes Sentimentale, das die Grenze zum Kitsch überschreiten würde. Sein Begriff Nostalgie hat eben nichts von jener angestaubten Plüschigkeit, die man gerade dem deutschen Jazz nur allzu oft nachsagt. Nostalgia überwindet die Grenzen zwischen dem 20. und dem 21. Jahrhundert ebenso leicht und heiter wie zwischen Europa und Amerika. Nostalgie – das ist bei Wogram, Ross und Terzic auch ein feiner Sinn für Ironie und Brechungen. Es ist wie bei einer Fahrt auf der Autobahn, auf der man seinem Ziel entgegen eilt und doch nie den Rückspiegel aus dem Auge verliert. Es ist weder Aufbruch noch Ankunft, sondern eben genau das Stück dazwischen. „Affinity“ swingt wie die Hölle.
Doch sind Wogram, Ross und Terzic Lichtjahre davon entfernt, in die Nähe des Swing Revivals eines Roger Cicero zu rücken. Swing bedeutet für das nostalgische Trio, die Erinnerung nach ihrem Gusto zu interpretieren. Wäre nicht äußerste Vorsicht bei der Ausrufung neuer Genres geboten, läge man mit der Behauptung, diese CD öffnet dem Genre eines möglichen Free Swing Tür und Tor, sicher nicht ganz falsch. Die Improvisationen der drei Musiker gehen weit über die Limits des landläufigen Solos hinaus. Hier finden Verschränkungen, Kollektivabstraktionen und Extrapolationen auf allerhöchstem Niveau statt. So unterhaltsam die neun Stücke der CD auch sind, so sehr die Patina der gemeinsamen Erinnerung sich auch mit den Projektionen jedes einzelnen Hörers vermischt, so tollkühn und rücksichtslos brechen die drei fröhlichen Nostalgiker auch mit jeder Erwartung. Die Musik steckt voller unerwarteter Details und Pointen, die oft den Gang des Ganzen jäh in eine andere Richtung lenken können. Die Zukunft beginnt gestern. „Affinity“ ist ein verführerisches Bekenntnis zu dieser Einsicht.