02/2025: Das Multiple Joy[ce] Orchestra

Es ist schon erstaunlich, wie viele Großbesetzungen in den letzten 35 Jahren im LOFT aufgetreten sind (geprobt haben noch wesentlich mehr) oder dieses eher kleine „musikalische Wohnzimmer“ (Michael Rüsenberg) sogar ihr zu Hause genannt haben oder nennen.
Mit größeren Besetzungen hatte es tatsächlich 1989 auch angefangen, der Bassist Matthias Bauer (der jüngste der drei Bauer-Brüder) organisierte einige Konzerte mit improvisierenden Musiker*innen im LOFT, und sorgte damit auch dafür, dass der Ort in der Szene bekannter wurde.
Es folgten mit den Jahren zahllose Konzerte mit Big Bands oder großen Besetzungen. So spielte das United Womens Orchestra eines seiner ersten und letzten Konzerte im LOFT, in den 90er Jahren gab es das Bull’s Eye Orchestra, ab dem 2000ern war das japanische Über-Orchester Shibusa Shirazu hier genauso zu hören wie die Large Ensembles von Stefan Schultze, Jürgen Friedrich und Jan Schreiner oder jüngst von Sofia Will, die Big Bands der Rheinischen Musikschule und der Hochschule für Musik und Tanz Köln fanden ebenso Platz wie die Big Band unseres jungloftlers Pascal Klewer, das Subway Jazz Orchestra oder aktuell das Cologne Contemporary Jazz Orchestra, denn erstaunlicherweise war und ist die doch spezielle, klare Akustik des LOFTs für große Bands und vor allem für die Zuhörenden sehr gut geeignet. So war es kein Wunder, dass die Gründer des Multiple Joy[ce] Orchestras (MJO) im Jahr 2003 mit der Bitte auf mich zukamen, ihnen das LOFT als home base ihres Projektes James Choice Orchestra (dem Vorgänger des MJO) zur Verfügung zu stellen.

https://multiplejoyce.com/de/das-multiple-joyce-orchestra/

The Multiple Joy[ce] Orchestra, Mollsche Gesetze, LOFT
© by Steve Bauch – www.musikwerk.koeln

Wenige Großensembles dieser Art haben eine lange Lebensdauer, doch das MJO gibt es nun schon 21 Jahre, was für die Qualität des Konzeptes der damals vier verantwortlichen Gründer Frank Gratkowski, Carl Ludwig Hübsch, Matthias Schubert und Norbert Stein sprach und spricht.
Das Ziel, komplexe Notationen und Konzeptimprovisationen gleichermaßen auf höchstem Niveau verwirklichen zu können, ist geblieben, in der Organisation haben sich Änderungen ergeben, so werden jetzt nicht nur Kompositionen der Leiter, sondern auch Werke von Gast-Komponist*innen aufgeführt. Nach 21 Jahren kann man sagen, dass das Ziel, aus diesem Orchesterprojekt ein dauerhaftes, kontinuierlich sich weiterentwickelndes Ensemble zu schaffen, erreicht wurde: regelmäßig treffen sich die Musiker*innen zu Arbeitsphasen und Konzerten, und möchten dabei nicht nur ein Publikum der improvisierenden Musik- und Jazzszene ansprechen, sondern sich gleichermaßen auch an das Publikum der Neue Musik-Szene sowie an aufgeschlossene Klassikhörer*innen wenden.
Das MJO ist zudem ein Sammelpunkt einer Szene von Musiker*innen, die sich zwischen Jazz, zeitgenössischer Musik und improvisierter Musik einen neuen Weg suchen möchten, und das Orchester erhält durch die Verbindung unterschiedlicher Generationen von Musiker*innen wie z.B. von der Hochschule für Musik und Tanz Köln und durch die Arbeit mit bewährten Protagonist*innen auch stets eine neue Klangfarbe.
Wir jedenfalls freuen uns, das Zuhause eines solchen singulären und interessanten Ensembles zu sein.
Hans Martin Müller, Januar 2025