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Sprechbohrer …aus dem täglichen Leben
Samstag 13. Januar 2007 - 20:30
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Phonetisch-musikalisches SprachKunstTrio
Unter dem Titel …aus dem täglichen Leben bitten die sprechbohrer (Sigrid Sachse, Harald Muenz und Georg Sachse) zur Premiere : ihr neues Programm umfasst neben Sprachkompositionen der Ensemblemitglieder Werke von Kurt Schwitters, Helmut Heißenbüttel, Tom Johnson, Michael Hirsch, Georg Heike, Hans G Helms, Gerhard Rühm und Dieter Schnebel.
Nach dem großen Erfolg des Programms Jenseits der Ursonate möchten die sprechbohrer mit …aus dem täglichen Leben wiederum charakteristische Akzente im spannungsgeladenen Feld von Sprach- und Sprechkunst setzen. Dafür haben die drei Akteure ihre Ausdruckspalette noch erweitert: neben genuiner Sprechkunst gibt es in …aus dem täglichen Leben vokal-instrumentale Mischformen (Heikes Zungenwerk mit einem Text von Enzensberger), in den Versionen von Schnebels Redeübungen aus Laut-Geste-Laute treten gestische Elemente hinzu. Die Arbeit an Helms’ Fa:m’ Ahniesgwow wird mit dessen I. Kapitel fortgesetzt, für dessen acht Sprachschichten eigens ein Zuspielband produziert wurde.
Die sprechbohrer widmen sich seit ihrer Gründung 2004 intensiv den Grenzbereichen zwischen Musik, Phonetik und Literatur. Alle drei Beteiligten sind ausgewiesene Musiker. Georg Sachse und Harald Muenz befassen sich zudem im universitären Rahmen in Köln und London mit den künstlerischen, wissenschaftlichen und pädagogischen Fragestellungen des phonetisch-ästhetischen Feldes. Die vielgestaltigen Erfahrungen der Ensemblemitglieder in den Bereichen Komposition und Interpretation, Literatur und Phonetik fließen in der Ensemblearbeit der sprechbohrer zusammen und ergänzen sich zu einem singulären und grenzüberschreitenden Ansatz.
Ein spezialisiertes Ensemble, das sich kontinuierlich und auf hohem Niveau der Sprach- bzw. Sprechkunst widmet, war in der Domstadt schon lange überfällig, zumal Köln hier auf literarisch wie musikalisch bedeutsame Traditionen zurückblicken kann (stellvertretend seien Hans G Helms oder Gerhard Rühm genannt). Nachdem Sigrid und Georg Sachse 2003 mehrfach die Muenz’sche Komposition Zhurjanski (aus SprachProben) zur Aufführung gebracht hatten, entstand bei den Beteiligten der Wunsch, die gemeinsame Arbeit zu intensivieren. In Köln waren die sprechbohrer bereits in der Kunst-Station Sankt Peter, im Stadtgarten, im Museum für Ostasiatische Kunst, in der Moltkerei, der Alten Feuerwache und im Italienischen Kulturinstitut zu erleben. Rainer Nonnenmann schrieb im Kölner Stadt-Anzeiger: „Die im besten Sinne des Wortes ansprechende Wiedergabe glänzte durch kapriziöse Soloeinlagen und virtuose Madrigal-Techniken. … Alles in allem ein viel(ver)sprechender Auftritt dieser neuen Sprachwerkzeuge.“ Torsten Möller bescheinigte den sprechbohrern: „…wunderbar eingespielte, quicklebendige und zugleich virtuose Interpretationen von Werken bedeutender Kölner Künstler.“
Das sprechbohrer- Repertoire umfasst außer eigenen Kompositionen von Harald Muenz, Sigrid und Georg Sachse Werke von Kurt Schwitters, Gerhard Rühm, Oskar Pastior, Tom Johnson, John Cage, sowie jüngeren Autoren. Bereits in ihrem ersten eigenständigen Sprechkunstkonzert im Oktober 2004 hoben die sprechbohrer neben Arbeiten der Ensemblemitglieder ein Werk des Berliner Komponisten Stefan Streich aus der Taufe. Georg Heike widmete sein Zungenwerk (2006) den sprechbohrern. Eine sprachbasierte Arbeit des Kölner Komponisten Peter Behrendsen befindet sich in Vorbereitung. Ein besonderes Anliegen war den sprechbohrern von Anfang an Hans G Helms‘ epochemachendes Werk Fa:m‘ Ahniesgwow (1959); beim Musikfest der Kölner Gesellschaft für Neue Musik (KGNM) 2004 stellten sie ihre Version des IV. Kapitels – aufgrund seiner Textdisposition nie zuvor klanglich umgesetzt – einem begeisterten Publikum vor. Im neuen Programm findet diese Arbeit mit der Aufführung des achtschichtigen I. Kapitels seine Fortsetzung.