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Gunter Hampel European Trio + Prince Alegs: Gunter Hampel feiert seinen 72igsten Geburtstag im LOFT

Montag 31. August 2009 - 20:30

Gunter Hampel – vibraphone
Stefan Schleiermacher – sax.
Bernd Oezsevim – drums
Prince Alegs – dance


Seit mehr als 50 Jahren zählt er zur deutschen Jazzelite, Gunter Hampel, Träger des Deutschen Jazzpreises und seit kurzem Träger des Bundesverdienstkreuzes, ist seit Beginn mit seinen Projekten ein fester Bestandteil des Loft Programms – wir freuen uns, dass er in diesem Jahr seinen Geburtstag bei und mit uns feiert.

Mehr Infos unter www.gunterhampelmusic.de/


Presse:

An der Grenze des Möglichen

Was für ein außergewöhnlicher Gast in der Göttinger Junkernschänke: Gunter Hampel, ein Göttinger Multi-Instrumentalist, der sowohl in der amerikanischen als auch europäischen Jazzszene Respekt genießt, bot mit seinem „European Trio“ feinsten Free Jazz. Johannes Schleiermacher am Tenorsaxophon und Bernd Oezsevim am Schlagzeug bewiesen dabei mit überschäumender Kreativität und Spielfreude, dass man sie getrost zu den „Young Lions“ der globalen Jazzszene zählen dürfte.

Den ruhigen Einstieg in ihr Konzert bestritt Hampel mit dem Stück „Smiling Energy“ auf seiner Bassklarinette, bevor Oezsevim mit den ersten „dropping bombs“ der Bassdrum einen Swing-Rhythmus einläutete. Eine Basis, die Schleiermacher für eine ausgedehnte Improvisation nutzte, die noch mehr an Reiz gewann, als er sich mit Hampel die eben erdachten Motive hin und her warf: ein Akt zügelloser Kreativität fern der Tonalität und doch auch für ungeübte Ohren einprägsam. Besser geht es nicht.

Jenen Innovatoren, die sich dem Free Jazz widmen, wurde immer wieder vorgeworfen, ihre Musik sei ins Beliebige abgerutscht. Umso erfreulicher ist es, dass das Trio seinen eigenen Stil gefunden hat, der keinen Zweifel an ihrem Können lässt. Dabei scheuten sich die drei Musiker nicht, die eher spontan zu entscheiden schienen, welche Nummer sie als nächstes spielten, die unterschiedlichsten Klangfarben miteinander zu kombinieren.

Verrostetes Gartentor

Hampel tauschte seine röhrende Bassklarinette schon bald gegen Vibraphon und Querflöte, Schleiermacher bestritt den Gipfel eines Solos allein mit seinem Mundstück, während Oezsevim Geräusche erzeugte, die an ein verrostetes Gartentor erinnerten. Herrlich verrückt, aber vor allem qualitativ an der Grenze des Möglichen. Hampel macht sich schon lange unermüdliche um die Nachwuchsförderung verdient. Dieses Engagement, so beweist das „European Trio“, funktioniert außerordentlich gut.

Von Jonas Rohde

Bundesverdienstkreuz für Jazzpionier Gunter Hampel

Ganz schön in Schwung
Wer hat eigentlich mit dem Konzert begonnen? Schlagzeuger Bernd Oezsevim streichelt wohl schon eine ganze Weile sein Instrument, auch Johannes Schleiermacher scheint sich schon länger an kleinen Schlaginstrumenten auszuprobieren. Während das Publikum im 3Raum in Hannover noch sein Tagesgeschehen aufarbeitet,schleichen sich Gunter Hampel und seine Music & Dance Improvisation Company heimlich in ihr Konzert. Irgendwann spielen sie dann einfach: Hampel – eben noch mit der Videokamera in der Hand – steht plötzlich an seinem Vibrafon, auf dem noch ein ganzer Berg an Notenblättern liegt, schlägt ein paar Töne an und widmet sich dann ausgiebig seiner Bassklarinette. Ein Start, der unauffälliger nicht sein könnte. Hampel, der Wegbereiter des europäischen Jazz, der nach Jahren in New York wieder in seiner Heimatstadt Göttingen lebt, macht seit über 40 Jahren unaufdringlich Musik für ein Nischenpublikum, warum sollte er da auch plötzlich den großen Auftritt inszenieren. Selbst an dem Tag, an dem der Staat ganz offiziell seine Leistungen anerkannt hat, bleibt Hampel ein Meister des Understatements: „Wir waren heute in der Stadt, weil wir behördlich was zu tun hatten“, sagt er, als hätte er ein neues Auto anmelden müssen. Dabei hat Kulturminister Lutz Stratmann dem jung gebliebenen 72-jährigen Musiker am Montag für sein Lebenswerk gedankt – mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Die Verleihung war Anlass für ein kleines Konzert am Nachmittag, das, wie Hampel später erzählt, die Ministerialbeamten ganz schön in Schwung gebracht hat. Am Abend nach dem Behördengang folgte ein längerer Auftritt vor vermutlich typischerem Jazzpublikum. Im Quartett mit Oezsevim am Schlagzeug, Schleiermacher am Saxofon und Bassist Andreas Lang verlässt Hampel zügig ausgetretene Jazzpfade. Wie eine Ziehharmonika scheinen die Stücke auseinanderzustreben, bis sie fast nicht mehr zu halten sind, auf einen Rutsch fügen sie sich jedoch wieder zusammen. Hampel hat die freie Improvisation, den spontanen, ungezwungenen Austausch auf der Bühne miterfunden und mitgeprägt und lässt auch heute noch alle Grenzen fallen. Bei seiner Music & Dance Improvisation Company dürfen sich außerdem junge Breakdancer verwirklichen. Die straffen, rhythmischen Passagen des Konzerts setzen sie in akrobatische Drehungen und Sprünge um. Hampel verknüpft so nicht nur seine Tradition mit der Jugendkultur, sondern bringt auch den Körper zurück in den Jazz. Schon wegen ihres Alters könnten sich die meisten Jazzer nicht mehr so bewegen wie früher, sagt er. Hampel baut da auf die Jugend. Er umgibt sich mit jungen Musikern, bietet Workshops in Schulen an und betreibt so Musikerziehung und Jazzförderung zugleich. Häufig mangelt es noch an öffentlichem Fördergeld, doch die Kontakte ins Ministerium hat er ja jetzt.

VON RALF HEUSSINGER

HN Hannoversche Nachrichten