01/2016: „Battle Pieces“

Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz

Nate Wooley – trumpet, Ingrid Laubrock – tenor sax, Sylvie Courvoisier – piano, Matt Moran – vibraphone


Battle Pieces | Nate Wooley, Ingrid Laubrock, Sylvie Courvoisier, Matt Moran

Text| Fotos: Uwe Bräutigam

Köln, 27.01.2016 | Nate Wooley, einer der gefragtesten Trompeter der New Yorker Avantgarde Jazz Szene, hat seine “Battle Pieces” als Auftragsarbeit für Anthony Braxtons Tricentric Festival 2014 geschrieben. Nate hat kleine Stücke für Trio geschrieben. Bei einem Quartett bedeutet dies, dass immer ein Musiker völlig frei improvisieren muss.

Für das Projekt “Battle Pieces“ hat Nate Wooley sich Musiker gesucht, die virtuos mit ihren Instrumenten umgehen können und große Erfahrung mit freier Improvisation haben.

Ingrid Laubrock, am Tenorsaxophon, die dem NRW Publikum u.a. als Improviser in Residence in Moers 2012 bekannt ist, hat letztes Jahr den begehrten Down Beat Kritiker Preis in der Kategorie “Rising Star“ gewonnen. Sie ist eine feste Größe in der New Yorker Szene.

Matt Moran, am Vibraphon, musiziert schon viele Jahre in verschiedenen Projekten mit Nate Wooley zusammen. Er improvisiert nicht nur virtuos auf seinem Instrument sondern hat die Klangmöglichkeiten des Vibraphons enorm erweitert.

Sylvie Courvoisier, Schweizer Pianistin die seit vielen Jahren in New York lebt und neben anderen Gruppen in Gebhard Ullmanns Trio Essence und in John Zorns Gruppe Cobra spielt, beherrscht am Klavier von lyrischen Klängen bis zu wildem expressivem Spiel alle Ausdrucksmöglichkeiten der zeitgenössischen Musik.

Um die Spannung im Spiel zu erhöhenhaben die vier Musiker im Kölner Loft, so miteinander gespielt, dass jede/r einen zufälligen Teil aus den Battle Pieces in seinen Noten aufschlägt und sich dann alle darum bemühen ein kohärentes Ganzes zu schaffen. Die Musiker fordern sich gegenseitig heraus und stützen sich gleichzeitig. Eine große Herausforderung, die Nate Wooleys Quartett in Köln sehr kreativ bewältigt.

Immer wieder entstehen spannende und phantasievolle Duos und Trios zwischen den verschiedenen Instrumenten. Besonders die Zweierbeziehungen sind bemerkenswert. Ingrid Laubrocks Tenor im Zwiegespräch mit Sylvie Courvoisiers Piano oder das Vibraphon mit der Trompete im Dialog. Und natürlich immer wieder Nate Wooley und Ingrid Laubrock im Miteinander von Trompete und Tenorsaxophon, mit und ohne Mundstück, von feinsten mikrotonalen Schritten, bis zum Überblasen in den hohen Registern. Die beiden BläserInnen schafffen immer wieder unerwartete überraschende Wechsel und bleiben trotzdem aufeinander bezogen. Im Solobereich ist neben den Bläsern vor allem Matt Maron ein Klangzauberer an seinem Vibraphon.

Ein Abend mit Musik irgendwo im Grenzbereich von zeitgenössischem Jazz und Improvisationsmusik, Teil eines “pan-stylistic improvisational style“, wie es Nate Wooley nennt.

Das Publikum hört eine Momentaufnahme der „Battle Pieces“, die sich von der 2014 aufgenommenen Live CD sehr unterscheidet und die sich bei jedem Konzert wieder wandelt und neu erfunden wird.

www.sylviecourvoisier.com/

http://www.mattmoran.com/

natewooley.com

ingridlaubrock.com/performances.html