Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz.net
Text & Fotos: Uwe Bräutigam
Köln, 05.01.2019 | Das neue Jahr beginnt im Kölner LOFT sofort mit Konzert Highlights. Sebastian Gille am Tenorsaxophon, Pablo Held am Piano, Jonas Westergaard am Bass und Oli Steidle am Schlagzeug geben ein Konzert. Entsprechend groß ist der Publikumsandrang und es müssen zusätzliche Stühle aufgestellt werden.
Die beiden Klaengkollektiv Mitglieder Pablo Held und Sebastian Gille gehören zu den wichtigen Musikern der Kölner Szene und Jonas Westergaard und Oliver Steidle zu den wichtigen Musikern der Berliner Szene. Alle vier sind international anerkannte Musiker. In dieser Formation spielen die vier Ausnahmemusiker zum ersten Mal zusammen. „Endlich spiele ich mit Pablo zusammen,“sagt Oli Steidle bei der Vorstellung der Musiker.
Die vier Musiker verstehen sich als gleichberechtigt und so werden Stücke von allen Vieren gespielt.
Das Konzert beginnt mit einem rhythmisch vertrackten Basssolo von Jonas Westergaard, in das Oli Steidle sehr subtil mit den Besen einsteigt. Die Band lässt den beiden Raum ihre Ideen zu entwickeln. Dies ist die Marschrichtung des ganzen Konzerts: um die vorgegebenen Strukturen der Stücke herum ist viel Raum für Improvisation und neue Ideen. Die einzelnen Musiker haben Raum für sich und geben sich in das Spiel der anderen ein. So entstehen immer wieder spannende Soli, Duos, Trios und Tuttis. Im zweiten Stück spielt Pablo Held ein langes Piano Intro. Held zeigt während des Konzerts ein großartiges Spiel am Flügel, mit schnellen Läufen, unerwarteten Wendungen, gehämmerten Akkorden und dabei immer klar strukturiert, voller Swing. Besondere Freude macht es ihn in Boo Boo`s Birthday von Thelonius Monk zu erleben. Ein spätes Werk von Monk, auf der LP Underground (1968) erschienen, das nur wenig bekannt ist und ebenso wenig gespielt wird. Pablo Helds Spielfreude überträgt sich förmlich auf das Publikum. Held spielt das Stück, als habe es nicht Monk für seine Tochter (Boo Boo war ihr Spitzname) geschrieben, sondern er selbst habe es seiner kleinen Tochter gewidmet.
Oli Steidle und Pablo Held sind im ständigen Blickkontakt und die Mimik verrät, dass sie sich verstehen und Spaß haben zusammen zu spielen. Oli Steidle bringt mit seinem feinfühligen Spiel eine ganz besondere Stimmung in die Band. Er arbeitet viel mit den Becken, kann aber an den richtigen Stellen auch laut werden. Jonas Westergaard, der das Konzert eröffnet hat, beginnt auch den Einstieg in das zweite Set. Er setzt am Bass seinen Bogen ein und Oli Steidle begleitet ihn mit kleinen Klöppeln, so entsteht ein sehr schräges und spannendes Duo. Zu all dem gesellt sich das wunderbar expressive Tenorsaxophonspiel von Sebastian Gille. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Gille mit seinem Instrument die unterschiedlichsten Stimmungen und Gefühle ausdrücken kann. Manchmal kann er mit seinem Spiel die Zuhörer*innen förmlich erschüttern. Es ließen sich noch viele herausragende Momente des Konzerts aufzählen. Aber es sind nicht nur die großartigen Einzelleistungen, die die Band auszeichnen, sondern der Ensemblesound der durch diese vier Musiker geschaffen wird. Das Publikum im LOFT ist begeistert und die Band spielt als Zugabe das Stück Dreams (if the weren`t) von Annette Peacock.
Pablo Held, Sebastian Gille, Jonas Westergaard und Oliver Steidle haben ein großartiges Konzert gespielt. So darf das Jahr im LOFT weitergehen.