02/2018: Akustik trifft auf Elektronik | Echolot – Vossas, Zoubek, Fields, Blume

Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz.net

Eckard Vossas – Synthesizer, Electronics, Continuum Fingerboard, Kelstone
Scott Fields – Guitar

Philip Zoubek – Piano
Martin Blume – Drums


Text & Fotos: Uwe Bräutigam

Köln, 02.03.2018 | Die Band Echolot ist ein weiteres Projekt des Elektronik-Musikers Eckard Vossas. 2011 spielte Vossas zum ersten Mal im Kölner LOFT, seitdem ist er mit unterschiedlichen Formationen regelmäßiger Gast. Allen Projekten ist gemeinsam, dass elektronische und akustische Musik aufeinandertreffen und auf kunstvolle Weise miteinander verwoben werden. Neben Eckard Vossas, an Synthesizer, Continuum Fingerboard, Kelstone und Elektronik, spielen in der Band Echolot : Scott Fields an der Gitarre, Philip Zoubek am präparierten Piano und Martin Blume am Schlagzeug. Wie in allen Bands hat Eckard Vossas wieder hochkarätige Musiker versammelt, die feste Größen im kreativen Jazz und der improvisierten Musik sind.

Echolot spielt sieben Stücke in zwei Sets. Die Musiker improvisieren frei, lediglich wann wer ein Solo spielt ist abgesprochen. Eckard Vossas hat sieben Soundmodule vorprogrammiert, in denen er bestimmte Parameter vorgibt, etwa welche “Instrumente“ er elektronisch emaniert. Diese Module geben also keine musikalischen Konstanten, sondern geben bestimmte Möglichkeiten vor, ebenso wie die Auswahl der akustischen Instrumente Möglichkeiten eröffnen, aber kein musikalisches Ergebnis festlegen.

Das Konzert wird mit einem längeren Solo von Eckard Vossas eröffnet. Elektronische Musik, die das Publikum auf eine große Fülle an unerwarteten Klängen und musikalischen Ideen einstimmt. Nach einiger Zeit kommen die anderen Instrumente dazu. Philip Zoubek bedient die Saiten seines präparierten Flügels, Scott Fields entlockt seiner E-Gitarre einzelne Töne und Martin Blume setzt sehr behutsam und zurückgenommen sein Schlagzeug ein. Einzelne Töne, wie Farbtupfer auf einer Leinwand, die sich nach und nach verdichten und immer wieder neue Bilder formen.

Eckard Vossas greift in Echtzeit in die Musik der akustischen Instrumente ein, in dem er sie moduliert. So hört das Publikum die akustischen Klänge des Flügels von Philip Zoubek und zeitgleich aus den Lautsprechern eine leicht veränderte elektronische Variante dieses Klanges, der manchmal wie ein Echo oder ein Nachhall klingt.

Wenn Scott Fields ein wildes Solo spielt und Philip Zoubek dabei heftig in die Tasten schlägt, mit Begleitung von Martin Blumes Schlagzeug, dann sind die bearbeiteten Klänge aus Vossas Zaubermaschine für die Zuhörer*innen kaum wahrnehmbar, obwohl sie sehr wohl zum Gesamtsound beitragen. Deutlich wird die Klangverarbeitung, wenn die Soli zeitversetzt verfremdet werden. Scott Fields spielt ein ganz feinsinniges Solo, in dem kleine Melodiefetzen auftauchen und wieder verwehen, dann wird er schneller, lauter und setzt elektronische Verzerrer ein. Etwas später, das Solo ist bereits beendet spielt dann Vossas Teile des Solos in verfremdeter Form in den Gruppensound ein. All das bemerkt man als aufmerksamer Zuhörer vor allem, wenn man von Eckard Vossas entsprechende Informationen erhalten hat.

Die Technik ist nur die Grundlage der Tonerzeugung, sie stellt viele neue Möglichkeiten bereit, aber sie setzt hervorragende Musiker an den Instrumenten und an der Elektronik voraus.

Das Konzert lebt von den herausragenden Improvisationen der Musiker und dem Miteinander von echten Instrumenten und elektronischer Klangproduktion, die wiederum geschickt ineinander verwobenen sind.

Es sind die filigranen, aber manchmal auch wuchtigen Soli von Scott Fields, der ja auch schon mit elektronischer Verfremdung arbeitet, die die Basis für alle weiteren Bearbeitungen bilden. Ebenso die unerschöpflichen Ideen von Philip Zoubek, der immer neue Klänge aus seinem präparierten Flügel hervorzaubert oder ekstatisch auf den Tasten hämmert. Es ist das einfallsreiche perkussive Spiel von Martin Blume, der kein lauter Schlagzeuger ist, sondern einfühlsam seine rhythmische Ideen einbringt. Martin Blume hat neben dem Schlagzeug eine Ausstattung, die jedem buddhistischen Tempel würdig ist mit Zimbeln, hölzerner Fishdrum, Tempelglocke und verschiedenen Klangschalen. Mit all diesen Instrumenten bereichert er den Sound der Band. Dem gegenüber steht das Synthesizer Spiel und die elektronischen Geräte von Eckard Vossas.

Aus all diesen Elementen ergeben sich immer neue Improvisationen mit vielen besonderen Momenten, von den feinen Soli an Gitarre oder Schlagzeug bis zu expressiven PianopassagenPhilip Zoubeks, von sphärischen Synthesizer Klängen bis zum ekstatischen Ensemblespiel mit elektronischer Zuspielung.

Echolot bietet den Zuhörer*innen eine vielschichtige Musik von kantiger Schönheit.