01/2017: “die kunst des trios – special – DREIKÖNIGSTREFF Hans Lüdemann Nu RISM”

Rezension von Uwe Bräutigam auf nrwjazz.net

Hans Lüdemann – piano & virtual piano
Robert Landfermann – bass
Jonas Burgwinkel – drums


Text & Fotos: Uwe Bräutigam

Hans Lüdemann, einer der wichtigsten deutschen Pianisten, spielt am 6. Januar nach längerer Pause, wieder zusammen mit Robert Landfermann (Bass) und Jonas Burgwinkel (Schlagzeug), eine der besten Rhythmusgruppen im deutschen Jazz. Ein echtes Dreikönigstreffen.

Vor zehn Jahren spielte Hans Lüdemann zum ersten Mal mit den beiden Musikern im Kölner Loft. Daraus entstand die Reihe “Kunst des Trios“, bei der Lüdemann mit fünf verschiedenen Trios spielte und aus deren Aufnahmen, eine großartige 5 CD Box, entstand, die den Echo Jazz 2013 erhielt.

Musikalisch geht es bei diesem Konzert am Dreikönigstag in keiner Weise um einen Rückblick. Das Trio unter dem Namen Nu RISM, nomen est omen, spielt vor allem neue und ungewöhnliche Stücke von Hans Lüdemann. Wer lange nicht zusammengespielt hat, ist vor der Gefahr der Routine gefeit. Und mit Robert Landfermann und Jonas Burgwinkel hat Hans Lüdemann eine hochkarätige Rhythmusgruppe an seiner Seite mit enormer Erfahrung in gemeinsamer Improvisation. Wobei Lüdemann betont, dass die Improvisation sich streng auf den rhythmischen und harmonischen Rahmen der Stücke bezieht.

Hans Lüdemann experimentiert seit langem mit mikrotonalen Tonabständen an seinem Flügel. Er benutzt dazu ein spezielles Keyboard, um die festgelegte Stimmung des Piano zu verändern und Überlagerungen mit Mikro Tonabständen zu erreichen. Damit erzeugt er seinen ganz eigenen Sound, der manchmal leicht “verstimmt” klingt. Im zweiten Set verabschiedete sich diese Technik leider und er muss mit dem konventionellen Flügel vorlieb nehmen, was er natürlich hervorragend macht.

Das Trio beginnt mit einer Improvisation jenseits aller Genres, wie Jazz, Neue Musik usw. und geht dann in die Lüdemann Komposition Arabesque über. Das Stück ist ursprünglich als Pianosolo für einen Steinway Flügel geschrieben. Zu den ungewöhnlichsten Stücken des Konzertes gehören zwei Bearbeitungen aus den Gurreliedern von Arnold Schönberg: Nun dämpft die Dämmerung jeden Ton und Stimme der Waldtaube, erste und letzte Lied aus dem 1. Teil des Zyklus. Schönberg hat 1903 mit der Komposition begonnen und sie nach langen Unterbrechungen 1913 uraufgeführt. Die Gurre Lieder sind das erfolgreichste Schönberg Werk, noch ganz im Stil der Spätromantik geschrieben.

Schönberg hat das Werk für eine riesige Besetzung geschrieben und Hans Lüdemann hat auf eine kongeniale Art daraus Trio Stücke gemacht. Das erste Stück ist eher getragen und ruhiger. Das zweite Stück (das Ende des 1. Teils) beginnt auch noch schlicht und ruhig und steigert sich dann dramatisch (Schlagzeugsolo). Schon im Trio mit Dieter Manderscheid und Christian Thomé hat Lüdemann Stücke des Schönberg Schüler Hans Eisler verjazzt.

Besonders bemerkenswert sind in den Schönberg Bearbeitungen, aber auch in den anderen Stücken, das wunderbare Zusammenspiel von Piano und Bass und die spannenden Basssoli.

Robert Landfermann hat in den letzten Wochen in Köln mit unterschiedlichen Gruppen in unterschiedlichsten Besetzungen gespielt. Aber in diesem Trio kann er sein Spiel ganz besonders entfalten und zeigen, welch ein außergewöhnlicher Bassist er ist. Sein Spiel ist von einer ungewöhnlichen Leichtigkeit geprägt.

Es ist sicher nicht nötig über das Schlagzeugspiel von Jonas Burgwinkel viele Worte zu verlieren. Immer Ideenreich, mal vorantreibend, mal sensibel begleitend. Jonas Burgwinkel ist immer ein Mitspieler auf Augenhöhe.

Das Klaviertrio Nu RISM bot ganz großes Kino. Hans Lüdemann spielt komplexe Kompositionen, die locker und voller Spielfreude umgesetzt werden. Drei Musiker, die einfühlsam miteinander und aufeinander bezogen spielen, eine Rhythmusgruppe, die den Stücken Rückrat gibt und aus der Situation heraus eigene Beiträge zum Stück leistet.

Obwohl das Jahr gerade begonnen hat, gehört dieses überragende Konzert, das die Spielsaison 2017 im (völlig überfülltem) Loft eröffnet, bereits zu den großen Ereignissen in diesem Jahr.