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BEYOND – 1. Konzert

Montag 7. November 2016 - 20:30

Jürg Wickihalder – saxes
Barry Guy – bass
Lucas Niggli drums


Beyond – handfeste Geschichten improvisiert

© Doris Hüsler
© DORIS HÜSLER

Mit seinem hochaktuellen neuen Trio bringt der Saxophonist Jürg Wickihalder zusammen mit Barry Guy am Bass und Lucas Niggli an den Drums handfeste Geschichten auf die Bühne – eine Musik, die vieles, punkto Intensität und Dichte aber keine Wünsche offen lässt. Sie ist klar strukturiert, lässt sich aber nicht so leicht einordnen – wo das Notenblatt aufhört und die Improvisation beginnt, ist kaum auszumachen. Wickihalder bringt seine Ideen zündend aufs Papier, die Energie, die jeden einzelnen dieser Spitzenmusiker auszeichnet, potenziert sich im Zusammenspiel, gibt den Songs Schub bis zum lodernden Feuer. Dabei behält die Musik vom Balladesken bis zum irrwitzigen Uptempo eine Dringlichkeit, die durch elegische Zwischenräume dramaturgisch klug gesteigert wird: Solistische, wunderbar swingende und manchmal Momente der Reduktion geben der Musik Hand und Fuss und Halt in einem.

Jürg Wickihalder kennt man in den letzten Jahren als Duo-Partner Irène Schweizers und Chris Wiesendangers, aus dem Langzeitprojekt „Billiger Bauer“ Omri Ziegeles oder vom Quartett Ulrich Gumperts. Er ist kein Blender, was er auf dem Saxophon zu sagen hat, sagt er unumwunden, eindringlich und als wunderbarer Melodiker, ohne jegliche Geschwätzigkeit – und ganz besonders auf dem Sopran meisterhaft. Er liebt die Musik Ornette Colemans und die afroamerikanische Archaik eines Albert Ayler, und seine eigene verrät Einflüsse Steve Lacys, bei dem er nach dem Berklee College of Music Unterricht nahm, trägt aber trotzdem eine absolut eigenständige Handschrift. Seine notierten Vorgaben bringen eine erdverbundene Klarheit, bilden den Boden, aus dem die Improvisation organisch wächst, sehr rhythmisch und oft kontrapunktisch gespannt. In Barry Guy und Lucas Niggli hat er Freunde an der Seite, auf deren Erfahrung und Sicherheit in jedem Augenblick zu bauen ist. Beiden ist eine unglaubliche musikalische Bandbreite zu Eigen.

Der seit einigen Jahren in der Schweiz lebende englische Bassist Barry Guy darf mit Fug als sowohl mit seinem kompositorischen Werk insgesamt als auch mit seinen unkonventionellen Techniken auf seinem Instrument als Erneuerer bezeichnet werden. Er steht in der europäischen Jazzavantgarde an vorderster Front und hat mit seinem „London Jazz Composers Orchestra“ Massstäbe gesetzt, ist aber erstaunlicherweise nicht minder mit klassischer Musik vertraut, sei es durch seine Zusammenarbeit mit der Barockgeigerin Maya Homburger oder mit Christopher Hogwoods „Academy of Ancient Music“, dem „London Bach Orchestra“ oder der „Academy of St. Martin in the Fields“. Und Lucas Niggli ist unter den vielen phantastischen Schweizer Drummern einer der prägnantesten, dessen musikalischer Kosmos weltumspannend ist und von Komponisten wie Kagel oder Cage, eigenen Projekten wie Zoom über die Zusammenarbeit mit afrikanischen Trommlern, der chinesischen Guzheng-Spielerin Xu Fengxia oder den Akkordeonisten Luciano Biondini bis zum Zürcher Ensemble für Neue Musik oder dem Hammond Avantcore Trio Steamboat Switzerland reicht.


Basel, September 2016 / Steff Rohrbach